[50] Einkehr in den Abschied— Sogar die Weltnis dieses Weltalters, das Ge-Stell als das Ent-währende alles Anwesens, gibt ein Zeichen, daß der Mensch als Erdbewohner und er mit der Erde in ihrem Bestand aufs Äußerste von einer Vernichtung bedroht ist. Was sagt dies? Vielerlei, je nach dem Einblick, der uns über den Menschen gewährt ist. Man kann der Bedrohung begegnen wollen und zwar innerhalb der Möglichkeiten des Zeitalters, das man »Atomzeitalter« nennt — eine seltsame Bestimmung eines Weltalters; sie ergibt sich aus der Hinsicht auf die Bestellbarkeit der Atomenergie.19 Diese Zeitbestimmung bejaht ohne rechte Einsicht die Herrschaft des Ge-Stells. Man kann in dem so bestimmten Weltalter die Bedrohung des Menschen bannen wollen, indem man mit dem Fort-Bestand des Menschen rechnet und die Beständigkeit dieses Bestandes durch die herkömmlichen, aber gesteigerten Maßnahmen der Rüstung, bis zur moralischen und religiösen Aufrüstung sichert. Solcher Sicherung dient auch die Ausdehnung und Festigung der regimentalen Machtsphären der Kirchen und institutionell bestehenden »Weltreligionen« durch die Angleichung und Nutzung der weltstaatlichen Tendenzen innerhalb des Kampfes um die Herrschaft über den Planeten und die außerplanetarischen Räume.
[51] Wir können die Bedrohung des Bestandes des Menschen aber auch erblicken als einen Wink, der in die Verwandlung des Wesens des Menschen ruft. Wenn wir dem Wink folgen, könnte sich erst zeigen, worum es eigentlich geht. Das Eigentliche ist jenes, was sich dem Eigenen im Sinne des Ereignens verdankt.
Eigentlich geht es darum, daß die Menschen erst werden, (diejenigen) die sie verhülltermaßen und doch längst genannt sind: βροτοί, die Sterblichen.
Doch: Sterbliche erst werden, heißt: das Vermögendes Sterbens aufgehen und erblühen lassen in jenes Mögen, dessen Liebe sich
19 [Vgl. z.B. Carl Friedrich von Weizsäcker: Atomenergie und Atomzeitalter. Fischer Verlag: Frankfurt am Main u. Hambürg 1957.]