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Vigiliae II

Je anfänglicher das Denken wird, umso lauterer und wie von selbst klärt und rechtfertigt sich sein bisher versuchter Weg; die Tragweite der auf diesem Weg nötig gewordenen Zwiesprache mit dem Wesen der Metaphysik wird sichtbar.


Je anfänglicher das Denken wird, umso freier und reicher bringt es und wahrt es die Überlieferung des bisherigen Denkens in das Kommende, (die Über-lieferung, 88)

Überlieferung als Befreiung des Gewesenen in...

Je anfänglicher das Denken wird, umso weniger bedarf es noch einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit der Metaphysik. Sie ist in Wahrheit unmöglich; denn das Unverwandelte widersetzt sich blindlings und hartnäckig der Verwandlung. (Dagegen das Schonende des Denkens). (S. 67ff.).


[57] Die Herkunft des Brauches und seines Gebrauchten, (des Menschenwesens als des ekstatischen Austrags der Lichtung von Seyn des Menschenwesens als das der Sterblichen — (51f.)) aus dem Ereignis im Ver-Hältnis: diese Herkunft braucht nicht erst gezeigt zu werden, sobald die Einkehr in das Ereignis gewährt ist und das An-denkendes Ereignisses sich als Gedächtnis der Fuge entfaltet in einem bereitenden Entsagen.—

Solange wir jedoch im metaphysischen Vorstellen bleiben und den Sprung in die Einkehr nicht zum Geschenk empfangen — inzwischen aber doch schon zur Vorbereitung der Achtsamkeit die Rede auf den Brauch bringen, kann der Brauch nur so gezeigt werden, daß wir, von der Metaphysik herkommend, erst einmal darauf weisen, daß und inwiefern das Menschenwesen als Sein (ekstatische Sorge) des Da — die Offenheit des Da aussteht als dem Bereich der Ankunft von An-währen: Anwesen: »Sein« von Seiendem im Sinne der Metaphysik. Da-sein west als die Sorge... der Lichtung von Sein—d.h.als »Temporalität« des Zeit-charakters von Sein qua Anwesen.

Inwiefern aber bleibt das Da-sein die Sorge des Seins als solchem? Nur insofern als »Sein« qua Anwesen Zeithafte Lichtung


Martin Heidegger (GA 100) Vigiliae und Notturno

GA 100