Sinn und auch das Undurchsichtige an Platos Ideen nur verstehen, wenn wir die Orientierung festhalten, wo das εἶδος zunächst ganz natürlich auftritt, in welchem ἀληθεύειν es explizit heraustritt. Von hier aus ist zu verstehen, warum Plato sagt, die Idee sei das eigentliche Sein. Wir haben gesehen: Das εἶδος ist die ἀρχή des ganzen Zusammenhangs von νόησις und ποίησις in der τέχνη, ἡ οίκοδομική τά εἶδος τῆς οΙκίας. Die τέχνη ist der Boden, auf dem so etwas wie das εἶδος zunächst sichtbar wird. Wir haben also die τέχνη nicht ohne Absicht behandelt: in ihr wird das εἶδος zunächst präsent.
Halten wir die erste Einteilung der Weisen des ἀληθεύειν gegenwärtig:
Mit der Charakteristik der nächsten Weisen des ἀληθεύειν, der ἐπιστήμη und der τέχνη, ist dieses selbst deutlicher geworden. Diese beiden Grundmöglichkeiten des ἐπιστημονικόν und des λογιστικόν sind nicht die höchsten. Aber es darf nicht ohne weiteres angenommen werden, als müßten die beiden anderen Weisen auch die eigentliche Möglichkeit und Ausbildung, die ἀρετή, des ἐπιστημονικόν und des λογιστικόν sein. Zunächst ist weniger auf solche Systematik als vielmehr auf das konkrete Verständnis der Phänomene des ἀληθεύειν selbst abzuzielen. Das ἀληθεύειν hat jeweils den Sinn, das Dasein gegen das Verfallen an das λεγόμενον in Stand zu bringen, dergestalt, daß es in diesem Sein nicht getäuscht werden kann.
In der weiteren Analyse der verbleibenden Weisen des ἀληθεύειν behandelt Aristoteles zunächst die φρόνησις, die Umsicht, die umsichtige Einsicht.