Durch diese Abgrenzung hat Aristoteles zugleich das Phänomen der ευβουλία sichtbar gemacht. Die vier verschiedenen Möglichkeiten, gegen die sie abgegrenzt wird, sind nicht apriorisch ausgedacht, sondern sie entspringen im Durchbetrachten des Phänomens der ευβουλία aus der Verwandtschaft der Phänomene selbst. Noch bleibt aber ungeklärt, was innerhalb der ευβουλία die όρθότης selbst ist.
c) Die όρθότης der ευβουλία.
Das durchgängige Gerichtetsein auf das ἀγαθόν
έπεί δ᾽ ἡ όρθότης πλεοναχώς, δῆλον δτι ού πάσα (b17 sq). Es gibt verschiedene Auffassungen von der όρθότης; nicht jede trifft jedoch die όρθότης der ευβουλία. So entsteht die Aufgabe, genau zu bestimmen, in welchem Sinn die όρθότης der ευβουλία όρθότης ist. Aristoteles charakterisiert sie nach ihren verschiedenen Momenten in Abgrenzung gegen die verschiedenen Auffassungen, ό γὰρ άκρατης καὶ ό φαύλος οΰ προτίθεται τυχεϊν ἐκ τοΟ λογισμού τευξεται, ώστε ορθώς έσται βεβουλευμένος, κακόν δέ μέγα είληφώς (b18 sqq). Einer, der von seinen Leidenschaften getrieben und schlecht gesinnt ist, kann sich zu einem κακόν entschließen. Dann ist die ἀρχή der Handlung, das in der προαίρεσις vorgenommene Ziel, zwar ein κακόν und so für die ganze Handlung verfehlt. Dennoch ist es möglich, daß im Festhalten dieses κακόν das Durchsprechen der konkreten Lage ein εύ λογίζεσθαι ist und dem in den Entschluß gestellten κακόν genau entspricht Dann ist zwar das βουλεύεσθαι ορθώς, es genügt vollständig der όρθότης βουλής. Trotzdem ist das τέλος, das Ende einer solchen Überlegung, nämlich die Handlung selbst, ein κακόν, und dies, obwohl an der φρόνησις selbst ihrer formalen Vollzugsart nach nichts ausgesetzt werden kann. Aber die όρθότης der ευβουλία soll doch gerade das ἀγαθόν der Handlung mit ausmachen. Also kommt die όρθότης des βουλεύεσθαι, dessen τέλος das κακόν ist als όρθότης der ευβουλία nicht in Betracht.