Das Wahrheitsproblem bei Aristoteles
das Beisammen, wurde von Aristoteles zugleich als ἕν, Einheit gefaßt; was besagt das? Die Einheit eines Vorhandenen und eines Mitvorhandenen. Das Beisammen ist Mitvorhandenheit, die selbst nur möglich wird innerhalb einer Einheit von Vorhandenheit, die ihr zugrunde liegt. Das Mehrerlei von Vorhandenem als Begegnendes (Reh) ist, was es ist, nur in der Einheit einer sie im vorhinein umgreifenden Vorhandenheit, aus der sie als diese mehreren Vorhandenen zum Vorschein kommen. Das ἕν zeigt eine vorgängige Vorhandenheit an, darin die Mitvorhandenheit erst als Modus möglich ist. Die dritte Bedingung der Falschheit ist also gleichfalls fundiert in einem ursprünglichen Phänomen, einer primären Vorhandenheit.
Sind nun beide Phänomene, auf die die zweite Bedingung zurückzuleiten ist, die vorgängige Entdecktheit, und die, auf die die dritte zurückgeht, die vorgängige Vorhandenheit, selbst in einem primären Zusammenhang? Die vorgängige Vorhandenheit des Einfachen, des Seins des begegnenden Etwas, verhält sich wie zu der die Hinblicknahme tragenden vorgängigen Entdecktheit des begegnenden Etwas. Aristoteles sagt: das Sein »ist« die Entdecktheit. Er läßt die primär im · θιγεῖν liegende Entdecktheit Vikariieren mit dem Sein, b 24 bestimmt er das άληθές des Einfachen durch das θιγειν und 1052 a 1, wo er nach dem Sein des Einfachen fragt, rekurriert er wiederum auf das schlichte νοεῖν - θιγεῖν. Entdecktheit also übernimmt die Antwort auf die Frage nach dem Sein. Ein Seinscharakter des Seienden, und zwar der des eigentlich Seienden, des Einfachen, ist durch Entdecktheit bestimmt.
So gründen also die zweite und dritte Bedingung der Möglichkeit der Falschheit beide in dem einheitlichen Zusammen von Sein und Entdecktheit. Wie ist dieses selbst zu verstehen? Was muß Sein selbst besagen, so daß daraus Entdecktheit als ein Seinscharakter und gar als der allereigentlichste verständlich wird, daß Seiendes demnach hinsichtlich seines Seins letztlich aus Entdecktheit interpretiert werden muß?