bleibt, ob wir so der Aristotelischen Fragestellung im Kern nahe bleiben und ob wir so den ursprünglichen antiken Gehalt des λόγος-Begriffes festhalten. Dabei sehen wir ganz ab von der Schwierigkeit, zu sagen, was da Vernunft bedeutet, in welchem Sinne ›Vernunft‹ verstanden werden soll. Wir müssen uns fürs erste an das halten, was Aristoteles an Tatbeständen aufweist: daß eben das Tier αΐσθητικόν, κριτικόν ist — in der Weise des Abhebens, und ebensowenig dürfen wir die entfaltete Bedeutung von λόγος im Sinne von Kundschaft beiseite schieben. Dann fordert es freilich die Sache, daß wir dem Tier nicht ohne weiteres den λόγος absprechen — bzw. die Frage offen lassen. Und genau das ist die Stellungnahme des Aristoteles, der de an. Γ 9, 432 a 30 f. ganz eindeutig sagt: το «ίσθητικόν, Ö οΰτε ώς αλογον ουτε ώς λόγον ἔχον θείη αν τις ραδίως. »Keiner möchte leichthin bezüglich des Wahrnehmenkönnens ausmachen, ob das ein erkundungsloses oder ein kundiges Vermögen ist.« Diese Vorsicht der Entscheidung und des Fragens muß auch heute noch für uns vorbildlich bleiben, ganz abgesehen von der weiteren Frage, wo die Wesensgrenze zwischen Tier und Mensch verläuft.
Λόγος heißt nicht Vernunft. Das Aristotelische Problem hat überhaupt nur Sinn, wenn λάγος mit αΐσθησις eine gewisse innere Verwandtschaft hat, die in dem liegt, daß beide, das Erkunden und Kunde-haben ebenso wie das Wahrnehmen, etwas, wozu sie sich verhalten, irgendwie aufdecken, unverborgen haben; αισθησις steht ebenso wie λόγος im Zusammenhang mit ἀληθεύειν (was zunächst mit Erkennen im Sinne des theoretischen Erfassens und Meinens gar nichts zu tun hat).
Wie sehr Aristoteles daran denkt, auch dem Tier in gewisser Weise λόγος zuzusprechen, Kundschaft im Sinne des umsichtigen Sichauskennens, das zeigt Met. A 1, wo Aristoteles einigen Tieren die Möglichkeit des φρονιμώτερον (980 b 21), also eine gewisse φρόνησις — so etwas wie eine Umsicht zuspricht; wobei zu beachten ist, daß φρόνησις sonst das sittlichpraktische Verhalten, die Selbstbesinnung des Menschen be-