und Prüfungsbestimmungen auf das praktisch Wichtigste zusammengestrichen werden, sind sie kein Wissen. Auch wenn diese auf den nötigsten Bedarf zurückbeschnittenen Kenntnisse »lebensnah« sind, ist deren Besitz kein Wissen. Wer solche Kenntnisse bei sich herumträgt und dazu noch einige praktische Kniffe und Griffe eingeübt hat, wird trotzdem angesichts der [17] wirklichen Wirklichkeit, die immer anders ist als das, was der Spießbürger unter Lebens- und Wirklichkeitsnähe versteht, ratlos sein und notwendig ein Pfuscher werden. Warum? Weil er kein Wissen hat, denn Wissen heißt : lernen können.
Der Alltagsverstand meint freilich, derjenige habe ein Wissen, der nicht mehr zu lernen brauche, weil er ausgelernt habe. Nein: wissend ist nur der, der versteht, daß er immer wieder lernen muß und der aufgrund dieses Verstehens sich vor allem dahin gebracht hat, daß er stets lernen kann. Dies ist sehr viel schwerer, als Kenntnisse zu besitzen.
Lernenkönnen setzt das Fragenkönnen voraus. Fragen ist das oben erläuterte Wissen-wollen: die Ent-schlossenheit zum Stehenkönnen in der Offenbarkeit des Seienden. Da es sich für uns um das Fragen der rangmäßig ersten Frage handelt, ist offenbar sowohl das Wollen als auch das Wissen von ureigener Art. Um so weniger wird daher der Fragesatz, auch wenn er echt fragend gesagt und mitfragend gehört wird, die Frage erschöpfend wiedergeben. Die im Fragesatz zwar anklingende, aber darin gleichwohl noch verschlossene und eingewickelte Frage muß erst ausgewickelt werden. Die Fragehaltung muß sich dabei klären, sichern, durch Einübung festigen.
b) Die sprachliche Fassung des Fragesatzes. Der Schnitt
in der Frage und der Verdacht gegen das »und nicht
vielmehr Nichts«
Unsere nächste Aufgabe besteht in der Entfaltung der Frage: »Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?« In welcher Richtung kann sie geschehen? Zunächst ist die