VIERTES KAPITEL

Die Beschränkung des Seins


S 34. Die formelhaft gewordenen Weisen des Sagens

des Seins in Unterscheidungen (Sein und . ..)


Gleich wie wir im »ist« eine durchaus geläufige Weise des SeinSagens antreffen, so stoßen wir bei der Nennung des Namens »Sein« auf ganz bestimmte, schon formelhaft gewordene Weisen des Sagens: Sein und Werden; Sein und Schein; Sein und Denken; Sein und Sollen.

Wenn wir »Sein« sagen, werden wir fast wie unter einem Zwang fortgetrieben zu sagen, Sein und .... Das »und« meint nicht nur, daß wir ein Weiteres beiläufig dazusetzen und anfügen, sondern wir sagen solches dazu, wogegen das »Sein« sich unterscheidet: Sein und nicht.... Aber zugleich meinen wir in diesen formelhaften Titeln solches mit, was doch wieder zum Sein als von ihm Unterschiedenes irgendwie eigens gehört, wenn auch nur als sein Anderes.

Der bisherige Gang unseres Fragens hat nicht nur seinen Bereich verdeutlicht. Die Frage selbst, die Grundfrage der Meta-Physik, haben wir allerdings zunächst nur vernommen wie etwas irgendwoher uns Zu- und Angetragenes. Allein, die Frage enthüllte sich uns zusehends in ihrer Frag-würdigkeit. Sie erweist sich jetzt mehr und mehr als ein verborgener Grund unseres geschichtlichen Daseins. Dies bleibt er auch dann und gerade dann, wenn wir über diesem Grund wie über einem leicht überdeckten Abgrund selbstzufrieden und vielerlei betreibend umherwandeln.


Martin Heidegger (GA 40) Einführung in die Metaphysik