als Abwesen, dann ist der wechselweise Bezug von Aufgehen und Untergehen das Erscheinen, das Sein selbst. Wie das Werden der Schein des Seins, so ist der Schein als Erscheinen ein Werden des Seins.
Hieraus können wir schon ersehen, daß es nicht ohne weiteres angeht, die Scheidung Sein und Schein auf die von Sein und Werden oder umgekehrt diese auf jene zurückzuführen. Somit muß die Frage nach dem Verhältnis beider Scheidungen zunächst offen bleiben. Die Beantwortung wird von der Ursprünglichkeit, Weite und Gediegenheit der Begründung dessen abhängen, worin das Sein des Seienden west. So hat sich denn auch die Philosophie im Anfang nicht auf einzelne Sätze festgelegt. Zwar erwecken die nachfolgenden Darstellungen ihrer Geschichte diesen Anschein. Sie sind nämlich doxographisch, d. h. eine Beschreibung der Meinungen und Ansichten der großen Denker. Wer aber diese nach ihren Ansichten und Standpunkten abhört und absucht, kann sicher sein, schon fehlzugreifen und fehlzugehen, bevor er noch ein Ergebnis, d. h. die Formel oder das Aushängeschild für eine Philosophie sich beschafft hat. Um die Entscheidung zwischen den großen Mächten Sein und Werden und Sein und Schein kämpft das Denken und Dasein der Griechen. Diese Auseinander-setzung mußte das Verhältnis von Denken und Sein zu einer bestimmten Gestalt entwickeln. Darin liegt: Bei den Griechen bereitet sich auch schon die Ausgestaltung der dritten Scheidung vor.
C. Sein und Denken
§ 45. Die Auszeichnung dieser Unterscheidung und
ihre geschichtliche Bedeutung
Schon mehrfach wurde auf die maßgebende Herrschaft der Scheidung »Sein und Denken« im abendländischen Dasein hingewiesen. Ihre Vorherrschaft muß im Wesen dieser Scheidung