bemüht, sondern durch die unmittelbar vorausgegangenen Abhebungen des Seins gegen Werden und gegen Schein wurde die Bedeutung von Sein immer deutlicher eingekreist.
Unter der Voraussetzung, daß wir uns das Gesagte immer wieder unmittelbar im inneren Blick erhalten, sagen wir: Sein ist als φύσις das aufgehende Walten. In der Gegenstellung zum Werden zeigt es sich als die Ständigkeit, die ständige Anwesenheit. Diese bekundet sich in der Gegenstellung zum Schein als das Erscheinen, als die offenbare Anwesenheit.
Was hat der Logos (Sammlung) mit dem so ausgelegten Sein zu tun? Aber zunächst bleibt zu fragen: Ist überhaupt im Anfang der griechischen Philosophie ein solcher Zusammenhang zwischen Sein und Logos belegt? Allerdings. Wir halten uns wieder an die beiden maßgebenden Denker Parmenides und Heraklit und versuchen erneut den Eingang in die griechische Welt zu finden, deren Grundzüge, wenngleich verbogen und verschoben, verlagert und verdeckt, noch die unsrige tragen. Immer wieder muß eingeschärft werden: Gerade weil wir uns an die große und lange Aufgabe wagen, eine altgewordene Welt abzutragen und wahrhaft neu, d. h. geschichtlich zu bauen, müssen wir die Uberlieferung wissen. Wir müssen mehr, d. h. der Art nach strenger und verbindlicher wissen als alle früheren Zeitalter und Umbrüche vor uns. Nur das radikalste geschichtliche Wissen stellt uns vor die Ungewöhnlichkeit unserer Aufgaben und bewahrt vor einem neuen Einbruch bloßer Wiederherstellung und unschöpferischer Nachahmung.
§ 49. Der Nachweis des inneren Zusammenhangs zwischen λόγος und φύσις im Anfang derabendländischen Philosophie. Der Begriff des λόγος bei Heraklit
Wir beginnen den Nachweis des inneren Zusammenhangs zwischen λόγος und φύσις im Anfang der abendländischen Philosophie mit einer Auslegung Heraklits.