a) Die φύσις wird zur ἰδέα: ἰδέα als Wesensfolge wird
zum Wesen selbst. Wahrheit wird Richtigkeit. Der λόγος
wird zur ἀπόφανσις und zum Ursprung der Kategorien
Zu 1. Für das Sein (φύσις) drängt sich am Ende als maßgebender und vorwaltender Name das Wort ἰδέα, εἶδος, »Idee« vor. Seitdem beherrscht die Auslegung des Seins als Idee alles abendländische Denken durch die Geschichte seiner Wandlungen hindurch bis auf den heutigen Tag. In dieser Herkunft liegt es auch begründet, daß im großen und endgültigen Abschluß des ersten Ganges des abendländischen Denkens, im System Hegels, die Wirklichkeit des Wirklichen, das Sein im absoluten Sinne, als »Idee« begriffen und ausdrücklich so genannt ist. Doch was bedeutet es, daß bei Platon die φύσις als ἰδέα ausgelegt wird?
Schon bei der ersten einführenden Kennzeichnung der griechischen Erfahrung des Seins wurden in der Aufzählung neben anderen Titeln ἰδέα, εἶδος genannt. Wenn wir unmittelbar auf die Philosophie Hegels stoßen oder auch auf die irgendeines anderen neuzeitlichen Denkers oder auf die mittelalterliche Scholastik und überall den Gebrauch des Namens »Idee« für das Sein antreffen, dann ist dies, wenn wir uns nichts vormachen, aufgrund der geläufigen Vorstellungen unverständlich. Dagegen verstehen wir diesen Tatbestand, wenn wir vom Anfang der griechischen Philosophie herkommen. Wir können dann sogleich den Abstand zwischen der Auslegung des Seins als φύσις und derjenigen als ἰδέα ermessen.
Das Wort ἰδέα meint das Gesichtete am Sichtbaren, den Anblick, den etwas darbietet. Was dargeboten wird, ist das jeweilige Aussehen, εἶδος dessen, was begegnet. Das Aussehen eines Dinges ist das, worin es sich uns, wie wir sagen, präsentiert, sich vor-stellt und als solches vor uns steht, worin und als was es an-west, d. h. im griechischen Sinne ist. Dieses Stehen ist die Ständigkeit des von sich her Aufgegangenen, der φύσις. Dieses Da-stehen des Ständigen ist aber zugleich vom Menschen her