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Der Anfang des abendländischen Denkens

Auch auf diesem Wege, dem des Rückzugs auf den Vorrang des Seienden, läßt sich der Vorrang des Seins und damit des Aufgehens nicht begründen. Wir sehen hierbei davon ab, daß diese Begründung aus anderen Gründen unmöglich ist, da sie bereits die ausgefaltete Denkweise der Metaphysik voraussetzt, die das Sein vom Seienden her und auf dieses zu und für dieses befragt. Bei der eben im Sinne der Metaphysik vollzogenen überlegung haben wir denn auch schon wieder das Sein, das Aufgehen, die φύσις für sich genommen und vergessen, daß die φύσις gemäß der anfänglichen Zweideutigkeit zugleich den Bezug der φύσις zum κρύπτεσθαι nennt, also das φιλεῖν, die Gunst der Wesens gewährung, in der beide sich in ihr Wesen fügen.


§ 8. Das Wesen der φύσις und die Wahrheit des Seins. Die φύσις im Hinblick auf Feuer und Kosmos. Die im μὴ δῦνόν ποτε (φύσις) gedachte ἀλήθεια als die Ent-bergung in die Unverborgenheit des Seins.
Fragmente 64, 66, 30 und 124


a) Das Feuer und der Blitz als die Entfachung des Lichten. Der Kosmos als die schicklich unscheinbare Fügung und die ursprüngliche Zier. Das Selbe in Feuer und Kosmos: Entzünden und Lichten der maß-gebenden Weiten


Die φύσις denken wir anfänglich nur, wenn wir sie als die Fügung denken, die ἁρμονία, die das Aufgehen zurückfügt in das bergende Verbergen und so das Aufgehen wesen läßt als das, was diesem bergenden Verbergen wesenhaft entstammt und deshalb gemäßer von uns das Entbergen genannt wird. Die ἁρμονία fügt und facht Entbergung und Verbergung in das Ein-fache ihres Wesens und ist so die Entfachung selbst. Die φύσις ist die ἁρμονία, die Fügung, die das Aufgehen zurückfügt in das Sichverbergen und Bergen und dergestalt das Aufgehen wesen läßt als das, was aus diesem bergenden Verbergen sich lichtet. Das Aufgehen ist in diesem Unterschied zum Sichverbergen


Martin Heidegger (GA 55) Heraklit