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Anhang I

Leben da ist, was sie ist und wie sie als so etwas da ist; die Weise des Daseins im Wie von Bestimmtheiten. Sie ist da in bestimmter Ausgelegtheit, die das faktische Leben selbst bei sich trägt. Damit Richtungen der Interpretation vom Phänomen her vorgezeichnet. Das, was sie ist, was sie phänomenal ist, das volle (faktische) Was gibt für bestimmte Betrachtung das nivellierte abgesetzte Was her, bzw. dieses kann sich so festsetzen, daß es die Blickmöglichkeiten für jenes zerstört. (Wissenschaft als logischer Begründungszusammenhang; Wissenschaften gen[eralisierend] — induktiv. Reales und ideales Wissen.)

Auch die erste Vorbereitung, die verstehende des grundsätzlichen Aufenthaltsfeldes der folgenden Untersuchungen, muß schon auf dem Wege einer Interpretation gewonnen werden. Aristoteles soll selbst die Explikation des Phänomens ›der Forschung‹15 in seiner eigenen Auslegung vorgeben. Das geschieht in Met. A, und zwar bestimmt er hier die reinste und eigentlich den Sinn von Forschung vollziehende. Die Bestimmung ist solchergestalt, daß einer Interpretation bei genügender Sicherung ihrer Fragerichtungen Gelegenheit gegeben ist, die für den Fortgang der Untersuchung unentbehrlichen Blickbahnen aufzubrechen. Sofern die Untersuchungen eine grundsätzliche Kritik (vgl. Einleitung16) vorbereiten helfen, ist es angezeigt, gleich zu Anfang eine konkrete grundsätzliche Orientierung (worüber?) zu gewinnen. (Nicht nur das, sondern direkt vorbereitend für »Physik«; λόγος, ἀρχή, αἴτιον, Gegenstandshinsehen.)

Θεωρία gerade vorn ›gegen‹ her klären! eigenständiger Umgang, sogar Zeitigung! Vor dem Aufenthalt: Erhellung — Umgangserhellung — ›Womit‹ — ›das andersseiend Könnende‹; τὰ


15 Die Forschung im eigentlichen Sinne erweist sich als Wie des Lebens, εὐδαιμονία. ›Erhellung‹ — einen Leistungsvorrang in der Bewegtheit der Faktizität (Eth. Nic.; vgl. Ms. S. 3 [im vorliegenden Band § 7 f, S. 29], φρόνησις, Lebenssinn, Menschsein!).

16 [Im vorliegenden Band Anhang III A, S. 346 ff., bes. S. 350 f. Die Ausarbeitung für die Marburger und die Göttinger Philosophische Fakultät bezeichnet Heidegger in seinen Briefen als »Aristoteles-Einleitung« oder nur als »Einleitung« (vgl. auch das Nachwort des Herausgebers, S. 440 ff.).]


Martin Heidegger (GA 62) Phänomenologische Interpretationen ausgewählter Abhandlungen des Aristoteles zu Ontologie und Logik