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39. Die Lichtung des Seyns und der Mensch
(der »Augenblick«)
Warum ist dieser jähe Augenblick »Weltgeschichte« wesenhaft
und abgründig anders denn alle »Jahrmillionen« weltloser
Abläufe? Weil dieses Jähe die Einzigkeit des Seyns lichtet und was
außerhalb von seiend und unseiend weder war noch nicht war,
den Abgrund einer Gründung zum Seienden empfängt. Nichtiger
als das Flüchtigste jenes Augenblicks ist die vermeintliche
Dauer des seinlosen »Seienden«, das man nachträglich aus der
Lichtung jenes Augenblicks als das schon Vorhandene feststellen
und »Natur« nennen möchte, um daran die Flüchtigkeit und
Scheinbarkeit jenes Augenblicks vorzurechnen. Aber noch die
Scheinbarkeit und das Scheinen ist Lichtung, ist Seyn, das allein
den Menschen in sein Wesen verschenkt, das ihn aus allem
Vergleich mit dem Tier und dem nur Lebendigen herausnimmt.
Aber Entscheidunga ist: ob wir das Seyn erhören und sagen,
oder ob wir uns in merkwürdiger Seinsvergessenheit zuerst daran
machen, den Menschen aus dem Seienden und sei es auch
durch Annahme von Katastrophen her auszurechnen; denn
»Katastrophe« bleibt nur eine Redensart, wenn sie, abgründige
Ereignisse der Wesensursprünge verkennend, alles aus demselben
Urbrei »Leben« abzuleiten versucht.
Aber Entscheidung ist: ob wir die Inständigkeit im Seyn als
Abgrund aller Gründungen von Seiendem bewahren und unser
Wesen der verständigen Rechnung versagen.
Entscheidung ist dies; will sagen: schon Ereignung durch das
Seyn. Keine bloße Wahl, sondern Be-stimmtheit durch
Grundstimmungen, kraft deren das Wesen des Menschen der Tierheit
entrückt wird, um erst inmitten des Streites von Erde und Welt
ständig zu werden. Diese Entrückung ist Er-eignung aus dem
a der anfängliche seynsgeschichtliche Begriff der Entscheidung und das
zwar seynsgeschichtliche aber schon ereignete, inständliche Daseinshafte (vgl.
oben S. 83, 45 f.)