einer solchen Realität werde diese vom Denken und damit von der Bewaßtseinswirklichkeit abhängig. Das gedachte Seiende ist nun aber keineswegs identisch mit dem Sein im Denken; seiend (phänomenal) ist hier der Begriff, dessen Inhalt intentional auf das transzendente Sein bezogen wird. Die psychische Existenz eines Begriffes und das ideale Sein des Begriffsinhaltes sind total verschiedene Dinge. Allerdings wird das reale Sein durch den Begriff gedacht, aber dadurch mitnichten in das Subjekt hereingenommen und zu einem psychischen Sein umgestaltet. Geyser schreibt m.E. nicht mit Unrecht: „Die ganze vermeintliche Schwierigkeit ist nichts als ein blendendes Sophisma dialektischer Scheinlogik"11. Man ziehe nur aus dem Verfahren, der Akt und Inhalt eines Begriffes identifiziert, die Konsequenz, dann erhellt klar, daß mit der Richtigkeit obiger Annahme jegliches Verstandesleben dem Stillstand überantwortet wäre. Ist der Akt wesentlich für den Inhalt, dann muß, soll derselbe in seiner Identität oftmals denkbar sein, jeweils derselbe Akt und damit das denselben begleitende Bewußtseinsmilieu auftreten . Die Tatsache des beständigen Flusses psychischen Geschehens läßt aber diese Forderung als eine unmögliche erkennen, da jedes Zeitmoment erfahrungsgemäß ein verändertes Bild psychischen Lebens darstellt.
Das empirische Argument hat seinem Inhalt nach die Behauptung: tatsächlich gegeben sind nur Bewußtseinstatsachen; aus diesen baut sich immanent, ohne jedes nach irgendwelcher Richtung liegende transzendente Moment, jede Erkenntnis auf. Allein, die reine Summation von Bewußtseinsdaten (wer soll summieren und die Summe als solche erkennen?) schafft keine Erkenntnis. Ein prinzipienloses Aneinanderreihen von Wahrnehmungen und Vorstellungen müßte zu einem chaotischen Bild führen. Wir finden vielmehr, daß bestimmte Grundprinzipien alles Erkennens, die logischen Grundsätze, die Erkenntnis in unverrückbaren, absolut geltenden Bahnen leiten.
11 Grundlagen der Logik und Erkenntnislehre, Münster 1909, S. 62.