des Verhältnisses von Erfahrung und Denken von fundamentaler Bedeutung ist. Der Sensualismus in der neueren Psychologie hat das Denken eines selbständigen Charakters entkleidet. Dem Denken eignet aber in Wirklichkeit eine von der Sinnestätigkeit, den Assoziationsvorgängen unabhängige Aktivität, die den empirischen Befund als ihn aufnehmend und nach objektiven, allgemeingültigen, idealen Prinzipien bearbeitend beherrscht und ihm als analysierende und ergänzende Tätigkeit gegenübertritt. Külpe dürfte mit uns übereinstimmen, wenn er schreibt: „Fragt man, worin denn die Gesetzmäßigkeit des Denkens besteht, wenn es seinen Gegenstand gar nicht beeinflußt, so kann darauf geantwortet werden, daß es sich nach seinen Gegenständen richtet. Die Gesetze des Denkens sind die Gesetze seiner Gegenstände, und für das Denken gilt somit nicht die kopernikanische Revolution, welche Kant für seine Erkenntnistheorie in Anspruch nimmt“ (Daß sich nämlich die Gegenstände nach dem Denken richten sollten). „Man kann das Denken geradezu durch die Möglichkeit charakterisieren, etwas zu meinen, dessen Existenz und Wesen vom Meinen und meinenden Subjekt unabhängig ist“ (K 98,97)18.
Mit der Zurückweisung des Konszientialismus und Phänomenalismus sind Setzung und Bestimmung von Realitäten als möglich dargetan. So ablehnend sich die beiden Richtungen einer Realisierung gegenüber auch zeigen, indirekt haben sie doch zu einer vertieften Fassung und allseitigen, sicherer begründeten Lösung des vorliegenden Problems gedrängt. Es erheben sich nun die für die positive Seite unserer Aufgabe in Betracht kommenden Fragen: wie sind Setzung und Bestimmung von realen Objekten möglich?
18 Über den „gegenständlichen Charakter des Denkens“ orientiert gut A. Messer, Einführung in die Erkenntnistheorie. Philos. Bibl. Bd. 118. Kap. II. Abschn. 4. S. 14 ff. In demselben Buche handelt der Vf. über den naiven und kritischen Realismus, S. 41—61. Besonders klar sind die Bedenken gegen den naiven Realismus herausgehoben. Der erste Einwand „von Seiten des religiösen Zweifels“ erscheint zwar nicht recht einleuchtend.