Motto:
„Zeit ist das, was sich wandelt
und mannigfaltigt, Ewigkeit hält sich einfach."
Meister Eckhart.
Seit einigen Jahren ist in der wissenschaftlichen Philosophie ein gewisser „metaphysischer Drang" erwacht. Das Stehenbleiben bei bloßer Erkenntnistheorie will nicht mehr genügen. Die aus einem berechtigten, energischen Bewußtsein von Notwendigkeit und Wert der Kritik herausgeborene Beharrung in erkenntnistheoretischen Problemen läßt die Ziel- und Endfragen der Philosophie nicht zu ihrer immanenten Bedeutung kommen. Daher die bald verdeckte, bald offen zutage tretende Tendenz zur Metaphysik. Man wird das als ein tieferes Erfassen der Philosophie und ihrer Probleme deuten müssen und darin den Willen der Philosophie zur Macht sehen, gewiß nicht zur Macht im Sinne der intellektuellen Gewaltsamkeiten der sogenannten „naturwissenschaftlichen Weltanschauung".
In der modernen Wissenschaft und Philosophie ist das kritische Bewußtsein zu stark lebendig, als daß sie mit unbegründeten und schlecht fundierten Machtansprüchen unsere Kultur meistern wollte, so stark, daß sie bei aller Erkenntnis der Unentbehrlichkeit letzter metaphysischer Grundlegung (der platonischen ὑπόθεσις) doch immer noch einen Hauptteil ihrer Kraft auf die Bewältigung erkenntnistheoretischer — d. h. im weiteren Sinne logischer Probleme verwendet. Denn man täuscht sich nicht darüber, daß noch zahlreiche Probleme wissenschaftstheoretischer Natur einer Lösung harren, so fruchtbringend auch in den letzten Jahrzehnten die Forschung gerade auf diesem Gebiete war. Die Naturwissenschaften ebenso wie die Kulturwissenschaften sind bezüglich ihrer logischen Struktur zum Problem gemacht worden, ja gerade ihre scharfe Abgrenzung gegeneinander und die logische Begründung ihrer Selbständigkeit ist eines der Hauptergebnisse dieser Forschung. Trotzdem gibt es der Einzelprobleme noch genug, die gelöst sein wollen,