gelegten Grundes macht demnach erst die Ursprünglichkeit der reinen Synthesis, d. h. ihr Entspringenlassen, verständlich.
In der folgenden Interpretation bleibt zwar die Orientierung auf den durchlaufenen Weg der Grundlegung festgehalten, die einzelnen Stadien aber werden nicht mehr beschrieben. Der spezifische Zusammenhang von reiner Einbildungskraft, reiner Anschauung und reinem Denken soll auch nur soweit ursprünglich enthüllt werden, wie die Kantische Grundlegung selbst dazu Vorweisungen enthält.
§ 28. Die transzendentale Einbildungskraft und die reine Anschauung a
Kant nennt die reinen Anschauungen Raum und Zeit „ursprüngliche Vorstellungen“. Das „ursprünglich“ ist hier nicht ontisch psychologisch verstanden und betrifft nicht das Vorhandensein, etwa das Angeborensein dieser Anschauungen in der Seele, sondern charakterisiert die Weise, gemäß der diese Vorstellungen vorstellen. Der Ausdruck „ursprünglich“ entspricht dem „originarius“ in dem Titel intuitus originarius und besagt: entspringen lassend Nun können freilich die reinen Anschauungen, als zur Endlichkeit des Menschen gehörig, in ihrem Vorstellen kein Seiendes entspringen lassen.
Und doch sind sie bildend in der eigentümlichen Weise, daß sie im vorhinein den Anblick von Raum und Zeit als in sich mannigfaltiger Ganzheiten vor-stellen. Sie nehmen den Anblick hin, aber dieses Hinnehmen ist in sich gerade das bildende Sichselbstgeben des sich Gebenden. Die reinen Anschauungen sind ihrem Wesen nach „ursprüngliche“, d. h. entspringenlassende Darstellung des Anschaubaren: exhibitio originaria. In diesem Darstellen aber liegt das Wesen der reinen Einbildungskraft. Die reine Anschauung kann nur deshalb „ursprünglich“
a freiliefe keine sachlich inhaltliche Darstellung des Entspringens von Raum, sondern nur das Wesen des Ursprungs angezeigt
b vgl, oben S. 47