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Das Werk und die Wahrheit

die Gewesenen. Als die Gewesenen stehen sie uns im Bereich der Überlieferung und Aufbewahrung entgegen. Fortan bleiben sie nur solche Gegenstände. Ihr Entgegenstehen ist zwar noch eine Folge jenes vormaligen Insichstehens, aber es ist nicht mehr dieses selbst. Dieses ist aus ihnen geflohen. Aller Kunstbetrieb, er mag aufs äußerste gesteigert werden und alles um der Werte selbst willen betreiben, reicht immer nur bis an das Gegenstandsein der Werte. Doch das bildet nicht ihr Wertsein.

Aber bleibt das Wert dann noch Wert, wenn es außerhalb eines jeden Bezuges steht? Gehört nicht zum Wert, daß es in Bezügen steht? Allerdings, nur bleibt zu fragen, in welchen es steht.

Wohin gehört ein Wert? Das Wert gehört als Wert einzig in den Bereich, der durch es selbst eröffnet wird. Denn das Wertsein des Wertes west und west nur in solcher Eröffnung. Wir sagten, im Wert sei das Geschehnis der Wahrheit am Werte. Der Hinweis auf das Bild van Goghs versuchte dieses Geschehnis zu nennen. Im Hinblick darauf ergab sich die Frage, was Wahrheit sei und wie Wahrheit geschehen tönne. Wir fragen jetzt die Wahrheitsfrage im Blick auf das Werk. Damit wir jedoch mit dem, was in der Frage steht, vertrauter werden, ist es nötig, das Geschehnis der Wahrheit im Werk erneut sichtbar zu machen. Für diesen Versuch sei mit Absicht ein Werk gewählt, das nicht zur darstellenden Kunst gerechnet wird.

Ein Bauwerk, ein griechischer Tempel, bildet nichts ab. Er steht einfach da inmitten des zerklüfteten Felsentales. Das Bauwerk umschließt die Gestalt des Gottes und läßt sie in dieser Verbergung durch die offene Säulenhalle hinausstehen in den heiligen Bezirk. Durch den Tempel west der Gott im Tempel an. Dieses Anwesen des Gottes ist in sich die Ausbreitung und Ausgrenzung des Bezirkes als eines heiligen. Der Tempel und sein Bezirk verschweben aber nicht in das Unbestimmte. Das Tempel werk fügt erst und sammelt zugleich die Einheit

GA 5