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Der Ursprung des Kunstwerkes
des Seienden im Ganzen west eine offene Stelle. Eine Lichtung
ist. Sie ist, vom Seienden her gedacht, seiender als das Seiende.
Diese offene Mitte ist daher nicht vom Seienden umschlossen,
sondern die lichtende Mitte selbst umkreist wie das Nichts, das
wir kaum kennen, alles Seiende.
Das Seiende kann als Seiendes nur sein, wenn es in das
Gelichtete dieser Lichtung herein- und hinaussteht. Nur diese
Lichtung schenkt und verbürgt uns Menschen einen Durchgang
zum Seienden, das wir selbst nicht sind, und den Zugang
zu dem Seienden, das wir selbst sind. Dank dieser Lichtung
ist das Seiende in gewissen und wechselnden Maßen unverborgen.
Doch selbst verborgen kann das Seiende nur im Spielraum
des Gelichteten sein. Jegliches Seiende, das begegnet und mitgegnet,
hält diese seltsame Gegnerschaft des Anwesens inne,
indem es sich zugleich immer in eine Verborgenheit zurückhält.
Die Lichtung, in die das Seiende hereinsteht, ist in sich
zugleich Verbergung. Verbergung aber waltet inmitten des
Seienden auf eine zwiefache Art.
Seiendes versagt sich uns bis auf jenes Eine und dem
Anschein nach Geringste, das wir am ehesten treffen, wenn wir
vom Seienden nur noch sagen können, daß es sei. Die Verbergung
als Versagen ist nicht erst und nur die jedesmalige Grenze
der Erkenntnis, sondern der Anfang der Lichtung des
Gelichteten. Aber Verbergung ist zugleich auch, freilich von
anderer Art, innerhalb des Gelichteten. Seiendes schiebt sich vor
Seiendes, das eine verschleiert das andere, jenes verdunkelt
dieses, weniges verbaut vieles, vereinzeltes verleugnet alles.
Hier ist das Verbergen nicht jenes einfache Versagen, sondern:
das Seiende erscheint zwar, aber es gibt sich anders, als es ist.
Dieses Verbergen ist das Verstellen. Würde Seiendes nicht
Seiendes verstellen, dann könnten wir uns am Seienden nicht
versehen und vertun, wir könnten uns nicht verlaufen und
vergehen und vollends uns nie vermessen. Daß das Seiende als
Schein trügen kann, ist die Bedingung dafür, daß wir uns
täuschen können, nicht umgekehrt.