49
Der Ursprung des Kunstwerkes

        des Seienden im Ganzen west eine offene Stelle. Eine Lichtung 
        ist. Sie ist, vom Seienden her gedacht, seiender als das Seiende. 
        Diese offene Mitte ist daher nicht vom Seienden umschlossen, 
        sondern die lichtende Mitte selbst umkreist wie das Nichts, das 
        wir kaum kennen, alles Seiende.
        Das Seiende kann als Seiendes nur sein, wenn es in das 
        Gelichtete dieser Lichtung herein- und hinaussteht. Nur diese 
        Lichtung schenkt und verbürgt uns Menschen einen Durchgang 
        zum Seienden, das wir selbst nicht sind, und den Zugang 
        zu dem Seienden, das wir selbst sind. Dank dieser Lichtung 
        ist das Seiende in gewissen und wechselnden Maßen unverborgen. 
        Doch selbst verborgen kann das Seiende nur im Spielraum 
        des Gelichteten sein. Jegliches Seiende, das begegnet und mitgegnet, 
        hält diese seltsame Gegnerschaft des Anwesens inne, 
        indem es sich zugleich immer in eine Verborgenheit zurückhält. 
        Die Lichtung, in die das Seiende hereinsteht, ist in sich 
        zugleich Verbergung. Verbergung aber waltet inmitten des 
        Seienden auf eine zwiefache Art.
        Seiendes versagt sich uns bis auf jenes Eine und dem 
        Anschein nach Geringste, das wir am ehesten treffen, wenn wir 
        vom Seienden nur noch sagen können, daß es sei. Die Verbergung 
        als Versagen ist nicht erst und nur die jedesmalige Grenze 
        der Erkenntnis, sondern der Anfang der Lichtung des 
        Gelichteten. Aber Verbergung ist zugleich auch, freilich von 
        anderer Art, innerhalb des Gelichteten. Seiendes schiebt sich vor 
        Seiendes, das eine verschleiert das andere, jenes verdunkelt 
        dieses, weniges verbaut vieles, vereinzeltes verleugnet alles. 
        Hier ist das Verbergen nicht jenes einfache Versagen, sondern: 
        das Seiende erscheint zwar, aber es gibt sich anders, als es ist.
        Dieses Verbergen ist das Verstellen. Würde Seiendes nicht 
        Seiendes verstellen, dann könnten wir uns am Seienden nicht 
        versehen und vertun, wir könnten uns nicht verlaufen und 
        vergehen und vollends uns nie vermessen. Daß das Seiende als 
        Schein trügen kann, ist die Bedingung dafür, daß wir uns 
        täuschen können, nicht umgekehrt.