Aber Zarathustras Erzählung nimmt einen merkwürdigen Fortgang:
»›Du Geist der Schwere! sprach ich zürnend, mache dir es nicht zu leicht! Oder ich lasse dich hocken, wo du hockst, Lahmfuß, — und ich trug dich hoch!‹«
Statt sich zu freuen darüber, daß der Zwerg seinen Gedanken gedacht hat, spricht Zarathustra »zürnend«. Also hat der Zwerg das Rätsel doch nicht gefaßt; er hat sich die Lösung zu leicht gemacht. Demnach ist der Gedanke der ewigen Wiederkehr des Gleichen noch nicht gedacht, wenn man sich nur vorstellt: »Alles dreht im Kreis.« E. Bertram führt an der Stelle, wo er in seinem Nietzschebuch die Wiederkunftslehre als ein »trügerisch äffendes Wahnmysterium« kennzeichnet, einen Spruch von Goethe an als eine Warnung, d.h. als eine überlegene Einsicht, die den Gedanken der ewigen Wiederkunft unter sich haben soll. Goethes Spruch lautet: »Je mehr man kennt, je mehr man weiß, erkennt man, alles dreht im Kreis.« Das ist genau der Gedanke des Kreisens, wie ihn der Zwerg denkt, der es sich nach dem Wort Zarathustras zu leicht macht, indem er den riesenhaften Gedanken Nietzsches gerade nicht denkt.
Wer Nietzsches schärfsten Gedanken wie der Zwerg denkt, den läßt der Denker als Lahmfuß hocken, wo er hockt. Zarathustra läßt den Zwerg hocken, obwohl er ihn doch schon »hoch« getragen, also in eine Höhe versetzt hat, wo er sehen sollte, wenn er könnte: wo er auch sehen könnte, wenn er nicht — ein Zwerg bliebe.
Zarathustra stellt gleichwohl eine zweite Frage an den Zwerg. Sie bezieht sich jetzt nicht auf die Gassen, sondern auf den Torweg selbst, auf »den Augenblick«: »›Siehe, sprach ich weiter, diesen Augenblick!‹«
Von dem »Augenblick« aus und mit Bezug auf den Augenblick soll erneut das ganze Gesicht bedacht werden. »›Von diesem Torwege Augenblick läuft eine lange ewige Gasse rückwärts: hinter uns hegt eine Ewigkeit.‹« Alle endlichen Dinge,