Wie kommt nun das Chaos gerade zu der angeführten Rolle des Erkennbaren bei der Wesensbestimmung der Erkenntnis? Wo liegt für die Besinnung auf das Erkennen ein Anlaß und Anstoß, das dem Erkennen Begegnende als Chaos zu kennzeichnen, und zwar als »das Chaos« schlechthin, nicht als irgendein »Chaos« in irgendeiner Hinsicht? Ist es der Gegenbegriff zu »Ordnung«?
Halten wir uns wiederum an ein geläufiges Beispiel: wir betreten — angenommen zum erstenmal — diesen Saal und stehen fest: diese Tafel ist mit griechischen Buchstaben beschrieben. Bei dieser Erkenntnis begegnen wir nicht, zuerst einem Chaos, wir sehen die Tafel und die Schriftzeichen; vielleicht sind nicht alle mehr imstande festzustehen, daß dies griechische Schriftzeichen sind; aber auch dann stehen wir nicht vor einem Chaos, sondern vor einem sichtbaren Geschriebenen, das wir nicht lesen können. Gewiß — wird man zugeben — das unmittelbare Wahrnehmen und Aussagen bezieht sich auf die hier vorhandene, so und so beschaffene Tafel, nicht auf ein Chaos. Dieses Zugeständnis entspricht zwar dem Sachverhalt, nimmt jedoch die eigentliche Frage schon ah entschieden vorweg. »Diese Tafel« — was sagt dies? Sagt es nicht schon die vollzogene Erkenntnis: das Ding als Tafel? Dieses Ding müssen wir schon als Tafel erkannt haben. Wie steht es mit dieser Erkenntnis? Die Aussagen über die Tafel gründen alle bereits in der Erkanntheit dieses Dinges als Tafel. Um dieses Ding als Tafel zu erkennen, müssen wir das Begegnende zuvor überhaupt als »Ding« und nicht etwa als einen vorbeihuschenden Vorgang festgestellt haben. Was zuvor und überhaupt als Ding genommen ist, dieses Begegnende, was wir antreffen und was uns m dem, was und wie es ist, trifft und angeht, müssen wir bei diesem ersten Zusammentreffen vernommen haben. Da begegnet Schwarzes, Graues, Weißes, Braunes, Hartes, Rauhes, Tönendes (wenn beklopft). Ausgedehntes, Flachiges, Bewegliches — also eine Mannigfaltigkeit von Gegebenem. Doch ist dies nun das Gegebene — das Sichgebende? Ist das nicht auch schon ein Gekommenes,