das den Charakter des Bedenkenlosen hat, womit das Denken als Bedenken gleichsam »fertig«, worüber die Rechnung abgeschlossen ist.
Überall liegt im Begriff der cogitatio der Ton darauf, daß das Vor -stellen das Vor-gestellte zubringt auf den Vorstellenden ; daß somit dieser, als ein Vorstellender, das Vor-gestellte jeweils »stellt«, Zur Rechenschaft zieht, d. h. anhält und für sich festmacht, in Besitz bringt, sicher-stellt. Wofür? Für das weitere Vor-stellen, das überall als Sicher-steilen gewollt und darauf aus ist, das Seiende als das Gesicherte festzustellen. Was jedoch soll und wozu soll es sicher-gestellt, in die Sicherheit gebracht werden?
Wir erkennen dies, wenn wir dem Descartesschen Begriff der cogitatio wesentlicher nachfragen; denn noch haben wir einen Wesenszug der cogitatio nicht gefaßt, wenngleich im Grunde schon gestreift und genannt. Wir treffen ihn, indem wir beachten, daß Descartes sagt: Jedes ego cogito ist cogito me cogitare; jedes »ich stelle etwas vor« stellt zugleich »mich« vor, mich, den Vorstellenden (vor mich, in meinem Vor-stellen). Jedes menschliche Vor-stellen ist nach einer leicht mißdeutbaren Redeweise ein »Sich«-vorstellen.
Man könnte dagegen folgendes einwenden: Wenn wir uns jetzt das Münster »vor-stellen«, d. h. in diesem Falle: es uns vergegenwärtigen, da wir es im Augenblick nicht leibhaft wahrnehmen, oder wenn wir unmittelbar davorstehend es vor-stellen in der Weise des Wahrnehmens, dann stellen wir jedesmal das Münster vor und nur das Münster. Dies ist das Vor-gestellte. Nicht aber stellen wir uns selbst vor, denn sonst könnten wir doch niemals das Münster selbst, rein fürsich, vor-stellen und uns in das loslassen, was hier das Vor-stellen entgegenstellt, den Gegen-stand. In Wahrheit meint Descartes mit der Bestimmung des cogito als cogito me cogitare auch nicht, daß bei jedem Vorstellen von einem Gegenstand auch
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