Wesen des Nihilismus ist überhaupt nicht die Sache des Menschen, sondern die des Seins selbst und darum allerdings auch die Sache des Wesens des Menschen und erst in dieser Folge zugleich eine Sache des Menschen; vermutlich sogar nicht nur eine unter anderen.
Wenn jenes genannte Negative innerhalb der nächsten Erscheinung des gewöhnlich gemeinten Nihilismus nicht zu dessen Wesen gehört, dann heißt dies keineswegs, die Wirklichkeit der destruktiven Erscheinungen solle übersehen, geleugnet oder für gleichgültig erklärt sein. Vielmehr wird die Frage nötig, woher jene destruktiven Erscheinungen ihrem Wesen, nicht nur ihrem kausalen Wirkungszusammenhang nach, entspringen.
Wie aber wollen wir diese entscheidende Frage auch nur stellen, wenn wir nicht zuvor das Wesen des Nihilismus bedacht und in eins damit uns vor die Frage gebracht haben, ob nicht gar das Ausbleiben der Frage nach dem Wesen des Nihilismus die Herrschaft jener Erscheinungen mitbedingt? Ob nicht diese Herrschaft des Destruktiven und jenes Nichtfragen und Nichtfragenkönnen nach dem Wesen des Nihilismus am Ende derselben gemeinsamen Wurzel entstammen? Sollte es so stehen, dann wäre wenig gewonnen, wollte man meinen, das Wesen des Nihilismus sei, wenn es nicht in jenem Negativen bestehe, gleichwohl etwas Positives. Denn das Positive teilt sich mit seinem Gegensatz in denselben Bezirk. Aufstieg gegen Verfall, Aufgang gegen Niedergang, Erhebung gegen Herabsetzung, Aufbau gegen Zerstörung spielen sich als Gegenerscheinungen im Bereich des Seienden ab. Das Wesen des Nihilismus aber geht das Sein selbst an, gemäßer gesagt, dieses geht jenes an, insofern sich das Sein selbst in die Geschichte begeben hat, daß es mit ihm selbst nichts ist.
Wir könnten nun, zumal wenn wir die voraufgegangene Erläuterung
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