des Nihilismus hinreichend durchdacht haben, zugestehen, daß die angeführten negativen Erscheinungen nicht unmittelbar ins Wesen des Nihilismus gehören, weil sie dahin nicht reichen. Gleichwohl werden wir darauf bestehen, daß im Wesen des Nihilismus etwas »Negatives« walten muß. Wie anders könnte sonst der Name, den wir als nennenden ernst nehmen möchten, noch etwas sagen? Die voraufgegangene Bestimmung des Wesens des Nihilismus legte alles Gewicht auf den Unterschied zwischen dem Eigentlichen und dem Uneigentlichen im Nihilismus. Das »Un-« des Uneigentlichen bringt das Negative zum Vorschein.
Gewiß. Doch was heißt »das Negative«? Berufen wir uns hier nicht auf eine zwar geläufige, aber doch nur grobschlächtige Vorstellung? Meint man, das Uneigentliche im Nihilismus sei das Schlechte und gar Böse gegenüber dem Eigentlichen als dem Rechten und Guten? Oder nimmt man den eigentlichen Nihilismus als das Böse und Schlechte, den uneigentlichen, wenn nicht als das Gute, dann doch als das NichtBöse?
Beide Meinungen wären, um ihre Voreiligkeit zu übergellen, gleich irrig. Beide beurteilen nämlich das Eigentliche und das Uneigentliche im Wesen des Nihilismus von außen her. Außerdem benutzen sie Maßstäbe der Beurteilung, bei denen erst entschieden werden müßte, ob sie sich anbringen lassen. Denn soviel dürfte inzwischen deutlich geworden sein, daß wir uns mit der gestellten Wesensfrage im Bereich des Seins selbst bewegen, den wir nicht mehr anderswoher erklären und beurteilen können, gesetzt, daß überhaupt die versuchte Denkweise noch zureicht. Wenn das »Un« im Wesen des Nihilismus aufkommt, dann läßt es sich auch nur aus der Einheit dieses Wesens denken. Diese zeigt einen Unterschied, den das »Un« hervorhebt. Aber noch bleibt verborgen, ob das »Un« und das »Nicht« ihr Wesen im Unterschied haben, oder
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