Geistes- und Wissenschaftsgeschichte immer wieder Versuche, das Wesen der Wissenschaft zu umgrenzen. Das leidenschaftliche und unablässige Bemühen darum ist vor allem ein Grundzug der Neuzeit. Wie könnte da jener Sachverhalt unbeachtet bleiben? Heute spricht man von der »Grundlagenkrise« der Wissenschaften. Sie betrifft allerdings nur die Grund-begriffe der einzelnen Wissenschaften. Sie ist keineswegs eine Krisis der Wissenschaft als solcher. Diese geht heute ihren Gang sicherer denn je.
Das unzugängliche Unumgängliche, das die Wissenschaften durchwaltet und so ihr Wesen ins Rätselhafte rückt, ist indessen [63] weit mehr, nämlich wesenhaft Anderes als eine bloße Unsicherheit in der Ansetzung der Grundbegriffe, durch die jeweils den Wissenschaften das Gebiet beigestellt wird.g So reicht denn auch die Beunruhigung in den Wissenschaften weit über die bloße Unsicherheit ihrer Grundbegriffe hinaus. Man ist in den Wissenschaften beunruhigt und kann doch nicht sagen, woher und worüber trotz der mannigfachen Erörterungen über die Wissenschaften. Man philosophiert heute von den verschiedensten Standpunkten aus über die Wissenschaften. Man trifft sich bei solchen Bemühungen von Seiten der Philosophie mit den Selbstdarstellungen, die überall durch die Wissenschaften selbst in der Form zusammenfassender Abrisse und durch das Erzählen der Wissenschaftsgeschichte versucht werden.
Und dennoch bleibt jenes unzugängliche Unumgängliche im Unscheinbaren. Deshalb kann die Unscheinbarkeit des Sachverhalts nicht nur darin beruhen, daß er uns nicht auffällt und daß wir ihn nicht beachten. Das Unscheinbare des Sachverhalts gründet vielmehr darin, daß er selbst von sich her nicht zum Vorschein kommt. Am unzugänglichen Unumgänglichen als sol-chem liegt es, daß es stets übergangen wird. Insofern das Unscheinbare ein Grundzug des genannten Sachverhalts selbst ist, wird er erst dann zureichend bestimmt, wenn wir sagen:
g keine Frage der regionalen Ontologie