gehört, wie sie geschieht und wo, bleibt zu bedenken. Das Wort »licht« bedeutet: leuchtend, strahlend, hellend. Das Lichten gewährt das Scheinen, gibt Scheinendes in ein Erscheinen freia. Das Freie ist der Bereich der Unverborgenheit. Ihn verwaltet das Entbergen. Was zu diesem notwendig gehört, ob und inwiefern die Entbergung und die Lichtung das Selbe sind, bleibt zu erfragen.
Mit der Berufung auf die Bedeutung des Wortes άληθεσία ist nichts getan und wird Ersprießliches nie gewonnen. Auch muß offen bleiben, ob das, was man unter den Titeln »Wahrheit«, »Gewißheit«, »Objektivität«, »Wirklichkeit« verhandelt, das Geringste mit dem zu tun hat, wohin die Entbergung und die Lichtung das Denken weisen. Vermutlich steht für das Denken, das solcher Weisung folgt, Höheres in Frage als die Sicherstellung der objektiven Wahrheit im Sinne gültiger Aussagen. Woran liegt es, daß man sich immer wieder beeilt, die Subjektivität zu vergessen, die zu jeder Objektivität gehört? Wie kommt es, daß man auch dann, wenn man das Zusammengehören beider vermerkt, dieses von einer der beiden Seiten her zu erklären versucht oder aber ein drittes beizieht, was Objekt und Subjekt zusammengreifen soll? Woran liegt es, daß man sich hartnäckig sträubt, einmal zu bedenken, ob das Zusammengehören von Subjekt und Objekt nicht in Solchem west, was dem Objekt und seiner Objektivität, was dem Subjekt und seiner Subjektivität erst ihr Wesen und d.h. zuvor den Bereich ihres Wechselbezuges gewährt? Daß unser [251] Denken so mühsam in dieses Gewährende findet, um auch nur erst nach ihm auszuschauen, kann weder an einer Beschränktheit des herrschenden Verstandes liegen, noch an einem Widerwillen gegen Ausblicke, die das Gewohnte beunruhigen und das Gewöhnliche stören. Eher dürfen wir anderes vermuten: wir wissen zu viel und glauben zu eilig, um in einem recht erfahrenen Fragen heimisch werden zu können. Dazu braucht es das Vermögen, vor dem Einfachen zu erstaunen und dieses Erstaunen als Wohnsitz anzunehmen.
a Lichten freigeben vgl. Die Bestimmung der Sache des Denkens, [vorgesehen für GA Bd. 80]