Beschreiben ergeht und es darauf absieht, das Vorstellen zu beschäftigen und ihm ausreichend immer neuen Stoff zu liefern. Im Geschriebenen verschwindet das Gedachte, wenn das Schreiben es nicht vermag, im Geschriebenen selbst noch ein Gehen des Denkens, ein Weg zu bleiben. Um die Zeit, als jenes Wort: »Die Wüste wächst...« fiel, schrieb Nietzsche in sein Notizheft (W. W. XIV, S. 229, Aph. 464 aus dem Jahre 1885): »Ein Mensch, dem fast alle Bücher oberflächlich geworden sind, der vor wenigen Menschen der Vergangenheit noch den Glauben übrig hat, dass sie Tiefe genug besessen haben, um - nicht zu schreiben, was sie wussten.« Aber Nietzsche mußte schreien. Und ihm blieb keine andere Weise dafür, als zu schreiben. Dieser geschriebene Schrei seines Denkens ist das Buch, das Nietzsche betitelte: »Also sprach Zarathustra«. Die ersten drei Teile sind zwischen 1883 und 1884 geschrieben und erschienen. Der vierte Teil ist 1884/85 geschrieben, aber nur für den engsten Freundeskreis gedruckt. Dieses Werk Nietzsches denkt den einzigen Gedanken dieses Denkers: den Gedanken der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Jeder Denker denkt nur einen einzigen Gedanken. Auch dies unterscheidet das Denken wesentlich von den Wissenschaften. Der Forscher braucht immer neue Entdeckungen und Einfälle, sonst gerät die Wissenschaft ins Stocken und ins Falsche. Der Denker braucht nur einen einzigen Gedanken. Und die Schwierigkeit für den Denker ist, diesen einzigen, diesen einen Gedanken als das einzig für ihn zu-Denkende festzuhalten, dieses Eine als das Selbe zu denken und von diesem Selben in der gemäßen Weise zu sagen. Vom Selben sprechen wir jedoch nur dann in der ihm gemäßen Weise, wenn wir vom Selben immer das Selbe sagen und zwar so, daß wir dabei selbst vom Selben in den Anspruch genommen werden. Für das Denken ist daher das Grenzenlose des Selben die schärfste Grenze. Nietzsche, der Denker, deutet diese verborgene Schicklichkeit des Denkens dadurch an, daß er seinem Werk »Also sprach Zarathustra« einen Untertitel mit auf den Weg gegeben hat, der lautet: »Ein Buch für Alle und Keinen«. »Für Alle«, d.h. nicht: für jedermann als jeden Beliebigen; »Für Alle«,