Aristoteles faßt seine Auseinanderlegung der mannigfachen Bedeutungen des Wortes ἀρχήa also zusammen: πασῶν μὲν οὖν κοινὸν τῶν άρχῶν τὸ πρῶτον εἶναι ὅθεν ἢ ἔστιν ἢ γίγνεται ἢ γιγνώσκεται1. Hiermit sind die Abwandlungen dessen herausgehoben, was wir »Grund« zu nennen pflegen: der Grund des Was-seins, des Daß-seins und des Wahr-seins. Darüber hinaus aber wird noch das zu fassen gesucht, worin diese »Gründe« als solche übereinkommen. Ihr κοινόν ist τὸ πρῶτον ὅθεν, das Erste, von wo aus... Neben dieser dreifachen Gliederung der obersten »Anfänge« findet sich eine Vierteilung des αἴτιον (»Ursache«) in ὑποκείμενον, τὸ τί ἦν εἶναι, ἀρχή τῆς μεταβολῆς und οὗ ἕνεκα2, die in der nachkommenden Geschichte der »Metaphysik« und »Logik« leitend geblieben ist. Obzwar πάντα τà αἴτια für άρχαί erkannt werden, der innere Zusammenhang zwischen den Einteilungen und ihr Prinzip bleiben im Dunkel. Und ob gar das Wesen des Grundes gefunden werden kann auf dem Wege einer Kennzeichnung dessen, was den »Arten« von Gründen »gemeinsam« ist, muß bezweifelt werden, wenngleich darin der Zug zu einer ursprünglichen Erhellung von Grund überhaupt nicht verkannt werden darf. Aristoteles hat sich auch nicht bei den »vier Ursachen« als nur aufgerafften beruhigt, sondern sich um ein Verständnis ihres Zusammenhangs und eine Begründung der Vierzahl bemüht. Das verrät sowohl deren ausführliche Analyse in Physik B als vor allem auch die »problemgeschichtliche
1 Metaphysik Δ 1, 1013 a 17 sqq.
2 A. a. O. Δ 2, 1013 b 16 sqq.
a 1. Auflage 1929: ἀρχή 1. überhaupt in der Leitbedeutung des ›Ersten, von woher‹, ist bereits aus dem Sein qua Anwesung des Beständigen begriffen; 2. in der mehrfachen Gliederung (der innere Zusammenhang der Drei- und Vierteilung der αἴτια, der Grund des Ausbleibens der Begründung dieser verschiedenen Gliederung), aber erst recht schon aus der Durchführung der Auslegung der Seiendheit nach Was-, Daß- und Wahrsein entfaltet.
ἀρχή nicht ein Leitbegriff für das Sein, sondern selbst der griechisch anfänglichen Bestimmung des Seins entsprungen.
Die Frage nach dem Wesen des Grundes ist daher die Frage nach der Wahrheit des Seyns selbst.
Pathmarks p. 98