spezifisch von der Wahrheit des Seienden, das wir selbst sind, der Erschlossenheit des existierenden Daseins12. So vielfältig aber die Unterschiede dieser beiden Arten ontischer Wahrheit sein mögen, für alle vorprädikative Offenbarkeit gilt, daß das Offenbarmachen primär nie den Charakter eines bloßen Vorstellens (Anschauens) hat, selbst nicht in der »ästhetischen« Betrachtung. Die Kennzeichnung der vorprädikativen Wahrheit als Anschauena legt sich deshalb gern nahe, weil die ontische und vermeintlich eigentliche Wahrheit zuvörderst als Satzwahrheit, d.i. als »Vorstellungs-verbindung« bestimmt wird. Das dieser gegenüber Einfachere ist dann ein verbindungsfreies, schlichtes Vorstellen. Dieses hat zwar für die Vergegenständlichung des freilich dann immer schon notwendig offenbaren Seienden seine eigene Funktion. Das ontische Offenbaren selbst aber geschieht im stimmungsmäßigen und triebhaften Sichbefinden13 inmitten von Seiendem und in den hierin mitgegründeten strebensmäßigen und willentlichen Verhaltungen zum Seiendenb. Doch selbst diese vermöchten nicht, weder als vorprädikative noch als prädikativ sich auslegende, Seiendes an ihm selbst zugänglich zu machen, wenn ihr Offenbaren nicht schon immer zuvor erleuchtet und geführt wäre durch ein Verständnis des Seins (Seinsverfassung: Was- und Wie-sein) des Seienden. Enthülltheit des Seins ermöglicht erst Offenbarkeit von Seiendem. Diese Enthülltheit als Wahrheit über das Sein wird ontologische Wahrheit genanntc. Freilich sind die Termini » Ontologie« und »ontologisch.«
12 Vgl. a. a. O. §60, S. 295 ff.
13 Über »Befindlichkeit« vgl. a. a. O. § 29, S. 134 ff.
a 1. Auflage 1929: Beachte hier: der geschichtliche Ursprung aus φύσις: νοεῖν — εἶναι ist wesentlich.
b 1. Auflage 1929: Hier auf Offenheit des Verschlossenen als Rundung (εὐκυκλέος, Parmenides) des Da-seins; Lichtung des Da, nicht von Psychologie her, vielmehr diese Vermögen erst auf dem Grunde des Da-seins.
c 1. Auflage 1929: Unklar! Ontologische Wahrheit ist Enthüllen der Seiendheit — durch die Kategorien — aber Seiendheit als solche bereits eine bestimmte Wahrheit des Seyns, Lichtung seiner Wesung. Diese Unterscheidung >ontisch-ontologische Wahrheit< ist nur eine Verdoppelung der Unverborgenheit und bleibt zunächst im Platonischen Ansatz stecken. Damit nur aus dem Bisherigen her die Richtung der Überwindung gewiesen, aber nicht eine Überwindung aus ihrem eigenen Grunde vollzogen und gegründet.