Begriff gebracht, allein die begriffliche Bestimmung von Zeit und Ort usf., die Definitionen, sind nach Ansatz und Reichweite einzig durch die Grundfragestellung geregelt, die in der betreffenden Wissenschaft em das Seiende ergeht. Die Grundbegriffe der heutigen Wissenschaft enthalten weder schon die »eigentlichen« ontologischen Begriffe des Seins des betreffenden Seienden, noch lassen sich diese lediglich durch eine »passende« Erweiterung jener gewinnen. Vielmehr müssen die ursprünglichen ontologischen Begriffe vor aller wissenschaftlichen Grundbegriffsdefinition gewonnen werden, so daß von ihnen aus allererst abschätzbar wird, in welcher einschränkenden und je aus einem bestimmten Blickpunkt umgrenzenden Weise die Grundbegriffe der Wissenschaften das in den rein ontologischen Begriffen faßbare Sein treffen. Das »Faktum« der Wissenschaften, d. h. der in ihnen notwendig so wie in jedem Verhalten zu Seiendem [30] eingeschlossene faktische Bestand an Seinsverständnis ist weder Begründungsinstanz für das Apriori noch die Quelle der Erkenntnis desselben, sondern nur eine mögliche veranlassende Anweisung auf die ursprüngliche Seinsverfassung z.B. von Geschichte oder Natur, eine Anweisung, die selbst noch der ständigen Kritik unterstellt bleiben muß, die ihre Richtpunkte schon in der grundsätzlichen Problematik alles Fragens nach dem Sein von Seiendem genommen hat.
Die möglichen Stufen und Abwandlungen der ontologischen Wahrheit im weiteren Sinne verraten zugleich den Reichtum dessen, was als ursprüngliche Wahrheit aller ontischen zugrunde liegt14. Unverborgenheit des Seins aber ist immer Wahrheit des
14 Wenn man heute »Ontologie« und »ontologisch« als Schlagwort und Titel für Richtungen in Anspruch nimmt, dann sind diese Ausdrücke recht äußerlich und unter Verkennung jeglicher Problematik gebraucht. Man lebt der irrigen Meinung, Ontologie als Frage nach dem Sein des Seienden bedeute »realistische« (naive oder kritische) »Einstellung« gegenüber der »idealistischen«. Ontologische Problematik hat so wenig mit »Realismus« zu tun, daß gerade Kant in und mit seiner transzendentalen Fragestellung den ersten entscheidenden Schritt seit Plato und Aristoteles zu einer ausdrücklichen Grundlegung der Ontologie vollziehen konnte. Dadurch, daß man für die »Realität der Außenwelt« eintritt, ist man noch nicht ontologisch,