175
Vom Wesen des Grundes

des Daseins im und vom Seienden genannt wurde. Das Dasein ist — obzwar inmitten von Seiendem befindlich und von ihm durchstimmt — als freies Seinkönnen unter das Seiende geworfen. Daß es der Möglichkeit nach ein Selbst und dieses faktisch je entsprechend seiner Freiheit ist, daß die Transzendenz als Urgeschehen sich zeitigt, steht nicht in der Macht dieser Freiheit selbst. Solche Ohnmacht (Geworfenheit) aber ist nicht erst das Ergebnis des Eindringens von Seiendem auf das Dasein, sondern sie bestimmt dessen Sein als solches. Aller Weltentwurf ist daher geworfener. Die Klärung des Wesens der Endlichkeit des Daseins aus dessen Seinsverfassunga muß voraufgehen aller »selbstverständlichen« Ansetzung der endlichen »Natur« des Menschen, aller Beschreibung der aus der Endlichkeit erst folgenden Eigenschaften, vollends auch aller übereilten »Erklärung« der ontischen Herkunft derselben.

Das Wesen der Endlichkeit des Daseins enthüllt sich aber in der Transzendenz als der Freiheit zum Grunde b.

Und so ist der Mensch, als existierende Transzendenz überschwingend in Möglichkeiten, ein Wesen der Ferne. Nur durch ursprüngliche Fernen, die er sich in seiner Transzendenz zu allem Seienden bildet, kommt in ihm die wahre Nähe zu den Dingen ins Steigen. Und nur das Hörenkönnen in die Ferne zeitigt dem Dasein als Selbst das Erwachen der Antwort des Mitdaseins, im Mitsein mit dem es die Ichheit darangeben kann, um sich als eigentliches Selbst zu gewinnen.



a 1. Auflage 1929: Der Sprung in den Ursprung! (Da-sein) Ursprung Freiheit - Zeitlichkeit; Endlichkeit des Daseins nicht identisch mit der Endlichkeit des Menschen, anders zu fassen: Ursprungscharakter!

b 1. Auflage 1929: Aber Freiheit hat nichts gemein mit Gründen und mit Grund, sowenig wie mit Ursache und Ver-ursachen und jeder Weise von ›sadien‹ und ›machen‹.

GA 9