Interessen an einer »Begriffsgeschichte«; wir erfahren dann, wenngleich ans der Ferne, die Nähe künftiger Entscheidungen.
/ Denn der Erdkreis geht aus den Fugen, gesetzt daß er je in solchen war; und die Frage erhebt sich, ob die Planung des neuzeitlichen Menschen — und sei sie planetarisch — je ein Weltgefüge zu schaffen vermag /
Die erste — auf Grund ihrer Art zu fragen — zusammenhängende denkerische Erörterung über das Wesen der φύσις ist uns überliefert aus der Zeit der Vollendung der griechischen Philosophie. Sie stammt von Aristoteles und ist niedergelegt in dessen φυσικὴ ἀκρόασις (Vorlesung, besser Anhörung über die φύσις.)
Die aristotelische »Physik« ist das verborgene und deshalb nie zureichend durchdachte Grundbuch der abendländischen Philosophie.
Vermutlich ist es aber in seinen acht Büchern nicht einheitlich entworfen und zur selben Zeit entstanden; diese Fragen sind hier gleichgültig; überhaupt hat es wenig Sinn zu sagen, die »Physik« gehe der »Metaphysik« voraus, da Metaphysik ebenso sehr »Physik« ist als die Physik »Metaphysik«. Man kann aus sachlichen und geschichtlichen Gründen annehmen, daß um 347 (Platons Tod) das zweite Buch schon verfaßt war (vgl. auch Jäger, »Aristoteles«, 1923, S.311f.; dieses Buch hat bei aller Gelehrsamkeit den einzigen Mangel, daß es die Philosophie des Aristoteles ganz ungriechisch, scholastisch-neuzeitlich und neukantisch denkt; richtiger, weil vom »Inhaltlichen« weniger berührt, vieles in der »Entstehungsgeschichte der Metaphysik des Aristoteles«, 1912).
Allerdings ist dieses erste denkerisch geschlossene Begreifen der φύσις auch bereits der letzte Nachklang des anfänglichen und daher höchsten denkerischen Entwurfs des Wesens der φύσις wie er uns in den Sprüchen von Anaximander, Heraklit und Parmenides noch aufbewahrt ist.