Wie entschieden die bisherige aristotelische Erörterung der φύσις inzwischen ausdrücklich in die grundsätzliche Besinnung eingemündet ist und wie notwendig diese in bezug auf die bevorstehende Aufgabe wird, zeigt der nächste Absatz, der den Übergang bildet zu der neu einsetzenden Bestimmung des Wesens der φύσις:
»Daß sie aber ist, die φύσις, dafür einen Beweis führen zu wollen, wirkt lächerlich; denn dies (das Sein als φύσις) zeigt sich von selbst, weil / nicht >daß< / ja Seiendes solcher Art unter dem Seienden vielfach vorkommt. Das Nachweisen dessen jedoch, was von sich aus sich zeigt, (und gar) der Beweis im Durchgang durch solches, was das Erscheinen versagt, das ist das Gebahren eines Menschen, der nicht (gegeneinander) abzuheben vermag das, was durch sich selbst, und das, was nicht durch sich selbst aller Kenntnis vertraut ist. Daß aber dieses (ein solches Unvermögen zu jener Unterscheidung) vorkommen kann, das liegt nicht außerhalb aller ›Welt‹. Durch eine Folge von Überlegungen nämlich könnte doch etwa ein Blindgeborener versuchen, über die Farben eine Kenntnis zu erlangen. In diesem Fall kommen solche Leute notwendig zu der Aussage über die Wortbedeutungen der Farbennamen, aber sie vernehmen dadurch niemals das Geringste von den Farben selbst. « (195 a 5—9)
»Daß sie aber ist? die φύσις, dafür einen Beweis zu versuchen, wirkt lächerlich.« Weshalb denn? Muß man ein solches Vorgehen nicht ernst nehmen? Ohne den voraufgehenden Beweis, daß dgl. wie die φύσις »ist«, blieben ja alle Erörterungen über die φύσις gegenstandslos. Also lassen wir uns auf einen solchen. Beweisversuch ein. Wir müssen dann freilich annehmen, daß die φύσις nicht ist, wenigstens in ihrem Sein und als Sein noch nicht erwiesen; wir dürfen uns daher auf sie bei dem Beweisgang nicht berufen. Wie will man jedoch, im Ernst dieses Verzichtes stehend, jemals dgl. wie φναει οντα — Gewächse, Tiere z.B. — vorfinden und vorbringen als solches, wodurch das Sein der φύσις belegt werden soll? Ein solches Vorgehen ist unmöglich, weil es sich bereits auf das Sein der φύσις berufen muß,