zu stehen. Als ob es denn so ausgemacht sei, daß die Wahrheit des Seins sich überhaupt auf Ursachen und Erklärungsgründe oder, was dasselbe ist, auf deren Unfaßlichkeit stellen lasse.
Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins fin-den, dann muß er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muß in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muß, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen auf die Gefahr, daß er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wieder-geschenkt.
Liegt nun aber nicht in diesem Anspruch an den Menschen, liegt nicht in dem Versuch, den Menschen für diesen Anspruch bereit zu machen, eine Bemühung um den Menschen? Wohin anders geht »die Sorge« als in die Richtung, den Menschen wieder in sein Wesen zurückzubringen? Was bedeutet dies an-deres, als daß der Mensch (homo) menschlich (humanus) werde? So bleibt doch die Humanitas das Anliegen eines solchen Den-kens; denn das ist Humanismus: Sinnen und Sorgen, daß der Mensch menschlich sei und nicht un-menschlich, »inhuman«, das heißt außerhalb seines Wesens. Doch worin besteht die Menschlichkeit des Menschen? Sie ruht in seinem Wesen.
Aber woher und wie bestimmt sich das Wesen des Menschen? Marx fordert, daß der »menschliche Mensch« erkannt und an-erkannt werde. Er findet diesen in der »Gesellschaft«. Der »gesellschaftliche« Mensch ist ihm der »natürliche« Mensch. In der »Gesellschaft« wird die »Natur« des Menschen, das heißt das Ganze der »natürlichen Bedürfnisse« (Nahrung, Kleidung, Fortpflanzung, wirtschaftliches Auskommen), gleichmäßig gesichert. Der Christ sieht die Menschlichkeit des Menschen, die Humanitas des homo, aus der Abgrenzung gegen die Deitas. Er ist heilsgeschichtlich Mensch als »Kind Gottes«, das den Anspruch des
Pathmarks p. 319