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Einleitung zu: »Was ist Metaphysik

der Abhandlung, die den Rückgang in den Grund der Metaphysik versucht, nicht »Existenz und Zeit«, auch nicht »Bewußtsein und Zeit«, sondern »Sein und Zeit«. Dieser Titel läßt sich aber auch nicht in der Entsprechung zu den sonst geläufigen denken: Sein und Werden, Sein und Schein, Sein und Denken, Sein und Sollen. Denn hier ist überall das Sein noch eingeschränkt vorgestellt, gleich als gehörten »Werden«, »Schein«, »Denken«, »Sollen« nicht zum Sein, während sie doch offenkundig nicht nichts sind und darum zum Sein gehören. »Sein« ist in »Sein und Zeit« nicht etwas anderes als »Zeit«, insofern die »Zeit« als der Vorname für die Wahrheit des Seins genannt wird, welche Wahrheit das Wesende des Seins und so das Sein selbst ist. Weshalb nun aber »Zeit« und »Sein«?

Das Andenken an den Anfang der Geschichte, in der sich das Sein im Denken der Griechen enthüllt, kann zeigen, daß die Griechen von früh an das Sein des Seienden als die Anwesenheit des Anwesenden erfuhren. Wenn wir εἶναι durch »sein« übersetzen, dann ist die Übersetzung sprachlich richtig. Wir ersetzen jedoch nur einen Wortlaut durch einen anderen. Prüfen wir uns, dann stellt sich alsbald heraus, daß wir weder εἶναι griechisch denken, noch eine entsprechend klare und eindeutige Bestimmung von »sein« denken. Was sagen wir also, wenn wir statt εἶναι »sein« und statt »sein« εἶναι und esse sagen? Wir sagen nichts. Das griechische und das lateinische und das deutsche Wort bleiben in der gleichen Weise stumpf. Wir verraten uns bei dem gewohnten Gebrauch, lediglich als Schrittmacher der größten Gedankenlosigkeit, die je innerhalb des Denkens aufgekommen und bis zur Stunde in der Herrschaft geblieben ist. Jenes εἶναι aber sagt: anwesen. Das Wesen dieses Anwesens ist tief geborgen in den anfänglichen Namen des Seins. Für uns aber sagt εἶναι und οὐσία als παρ- und ἀπουσία zuvor dies: im Anwesen waltet ungedacht und verborgen Gegenwart und Andauern, west Zeit. Sein als solches ist demnach unverborgen [206] aus Zeit. So verweist Zeit auf die Unverborgenheit, d.h. die Wahrheit von Sein. Aber die jetzt zu denkende Zeit ist nicht


Martin Heidegger (GA 9) Wegmarken

Pathmarks p. 285