155 d): μάλα γὰρ φιλοσόφου τοῦτο τὸ πάθος, τὸ θαυμάζειν: οὐ γὰρ ἄλλη ἀρχὴ φιλοσοφίας ἢ αὕτη. »Gar sehr nämlich ist eines Philosophen dieses das πάθος — das Erstaunen; nicht nämlich ein anderes beherrschendes Woher der Philosophie gibt es als dieses.«
Das Erstaunen ist als πάθος die ἀρχή der Philosophie. Das griechische Wort ἀρχή müssen wir im vollen Sinne verstehen. Es nennt dasjenige, von woher etwas ausgeht. Aber dieses »von woher« wird im Ausgehen nicht zurückgelassen, vielmehr wird die ἀρχή zu dem, was das Verbum αρχειν sagt, zu solchem, was herrscht. Das πάθος des Erstaunens steht nicht einfach so am Beginn der Philosophie wie z.B. der Operation des Chirurgen das Waschen der Hände voraufgeht. Das Erstaunen trägt und durchherrscht die Philosophie.
Aristoteles sagt dasselbe (Met. A 2, 982 b 12 sq): διὰ γὰρ τὸ θαυμάζειν οἱ ἄνθρωποι καὶ νῦν καὶ τὸ πρῶτον ἤρξαντο φιλοσοφεῖν. »Durch das Erstaunen hindurch nämlich gelangten die Menschen jetzt sowohl als auch zuerst in den beherrschenden Ausgang des Philosophierens« (zu dem, von woher das Philosophieren ausgeht und was den Gang des Philosophierens durchgängig bestimmt).
Es wäre sehr oberflächlich und vor allem un griechisch gedacht, wollten wir meinen, Platon und Aristoteles stellten hier nur fest, das Erstaunen sei die Ursache des Philosophierens. Wären sie dieser Meinung, dann hieße das: irgendeinmal erstaunten die Menschen, nämlich über das Seiende, darüber, daß es ist und was es ist. Von diesem Erstaunen angetrieben, begannen sie zu philosophieren. Sobald die Philosophie in Gang gekommen war, wurde