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Die onto-theo-logische Verfassung der Metaphysik

ist. Das »ist« spricht hier transitiv(84), übergehend. Sein west hier in der Weise eines Überganges zum Seienden. Sein geht jedoch nicht, seinen Ort verlassend, zum Seienden hinüber, so als könnte Seiendes(85), zuvor ohne das Sein, von diesem erst angegangen werden. Sein geht über (das) hin, kommt entbergend über (das), was durch(86) solche(87) Überkommnis erst als von sich her Unverborgenes ankommt. Ankunft heißt: sich bergen in Unverboxgenheit: also geborgen anwähren: Seiendes(88) sein.

Sein zeigt sich als die entbergende Überkommnis(89). Seiendes als solches erscheint in der Weise der in die Unverborgenheit sich bergenden Ankunft.

Sein im Sinne der entbergenden Überkommnis und Seiendes als solches im Sinne der sich bergenden Ankunft wesen als die so Unterschiedenen aus dem Selben, dem Unter-Schied.(90) Dieser vergibt erst und hält auseinander das Zwischen, worin Überkommnis und Ankunft(91) zueinander gehalten, auseinander-zueinander getragen sind. Die Differenz von Sein und Seiendem ist als der Unter-Schied von(92) Überkommnis und Ankunft: der entbergend-bergende Austrug beider. Im Austrag waltet(93) Lichtung des sich verhüllend Verschließenden, welches Walten das Aus- und Zueinander von Überkommnis und Ankunft vergibt.

Indem wir versuchen, die Differenz als solche(94) zu bedenken, bringen


(84) »transitiv« nicht im ontisch-ontologischen Sinne

Sein als transcendens schlechthin! Dieser Hinweis möchte nur sagen: Sein — »ist« nichts Seiendes — (Sein »ist« in keiner Weise),

das Transitive: das Lassen; Freigeben.

(85) Seiendes sein

(86) in

(87) solcher

(88) Seiendes sein

(89) als die Lichtnis | d. h. als lichtende Uber Kommnis.

(90) Hier der Rückfall

(91) Ankunft: Angekommenheit.

Anwähren in die Angekommenheit.

(92) d. h. als das gelichtete Zwischen für

(93) das Walten von Welt: Ereignis des Ge-Vierts

das Walten des Austrage: Ereignis —

(94) in der Vergessenheit des Austrags als Lichtung


Martin Heidegger (GA 11) Identität und Differenz