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Die folgenden drei Vorträge stehen unter dem Titel: Das Wesen der Sprache. Sie möchten uns vor eine Möglichkeit bringen, mit der Sprache eine Erfahrung zu machen. Mit etwas, sei es ein Ding, ein Mensch, ein Gott, eine Erfahrung machen heißt, daß es uns widerfährt, daß es uns trifft, über uns kommt, uns umwirft und verwandelt. Die Rede vom »machen« meint in dieser Wendung gerade nicht, daß wir die Erfahrung durch uns bewerkstelligen; machen heißt hier: durchmachen, erleiden, das uns Treffende vernehmend empfangen, annehmen, insofern wir uns ihm fügen. Es macht sich etwas, es schickt sich, es fügt sich.
Mit der Sprache eine Erfahrung machen heißt dann: uns vom Anspruch der Sprache eigens angehen lassen, indem wir auf ihn eingehen, uns ihm fügen. Wenn es wahr ist, daß der Mensch den eigentlichen Aufenthalt seines Daseins in der Sprache hat, unabhängig davon, ob er es weiß oder nicht, dann wird eine Erfahrung, die wir mit der Sprache machen, uns im innersten Gefüge unseres Daseins anrühren. Wir, die wir die Sprache sprechen, können alsdann durch solche Erfahrungen verwandelt werden, über Nacht oder mit der Zeit. Nim ist aber vielleicht eine Erfahrung, die wir mit der Sprache machen, sogar dann schon zu groß für uns Heutige, wenn sie uns auch nur so weit trifft, daß wir erst einmal auf unser Verhältnis zur Sprache aufmerksam werden, um fortan dieses Verhältnisses eingedenk zu bleibena.
Gesetzt nämlich, wir würden auf den Kopf zu gefragt: In welchem Verhältnis lebt ihr denn zu der Sprache, die ihr sprecht? - wir wären um keine Antwort verlegen; wir fänden
a keine Reflexion