das geeignete Wort schenkt oder versagt. Einer dieser Fälle ist der Fall des Dichters. So kann denn ein Dichter sogar dahin gelangen, daß er die Erfahrung, die er mit der Sprache macht, eigens, und d. h. dichterisch, zur Sprache bringen muß.
Unter den späten, einfachen, fast liedhaften Gedichten von Stefan George findet sich eines, das überschrieben ist: Das Wort. Das Gedicht erschien zuerst im Jahre 1919 und wurde später in den Gedichtband, der betitelt ist Das Neue Reich, aufgenommen (S. 134). Das Gedicht besteht aus sieben zweizeiligen Strophen. Die ersten drei sind gegen die zweiten drei klar abgesetzt, beide Triaden wiederum im ganzen gegen die siebente, die Schlußstrophe. Die Weise, in der wir hier kurz, aber zugleich durch alle drei Vorträge hindurch mit dem Gedicht sprechen, erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Das Gedicht lautet:
Das Wort
Wunder von ferne oder träum
Bracht ich an meines landes saum
Und harrte bis die graue norn
Den namen fand in ihrem born —
Drauf könnt ichs greifen dicht und stark
Nun blüht und glänzt es durch die mark ...
Einst langt ich an nach guter fahrt
Mit einem kleinod reich und zart
Sie suchte lang und gab mir kund :
>So schläft hier nichts auf tiefem grund<
Worauf es meiner hand entrann
Und nie mein land den schätz gewann ...