sagten zurückgehalten, verweilt als Unzeigbares im Verborgenen, ist Geheimnis. Das Zugesprochene spricht als Spruch im Sinne des Zugewiesenen, dessen Sprechen nicht einmal des Verlautens bedarf.
Das Sprechen gehört als Sagen in den Aufriß des Sprachwesens, der von Weisen des Sagens und des Gesagten durchzogen ist, darin das An- und Abwesende sich ansagt, zusagt oder versagt: sich zeigt oder sich entzieht. Das Durchgängige im Aufriß des Sprachwesens ist das vielgestaltige Sagen aus verschiedener Herkunft. Im Hinblick auf die Bezüge des Sagens nennen wir das Sprachwesen im Ganzen die Sage und gestehen, daß auch jetzt das Einigende der Bezüge noch nicht erblickt ist.
Wir pflegen das Wort »Sage«, wie manche anderen Worte unserer Sprache, jetzt meist in einem herabmindernden Sinne zu gebrauchen. Sage gilt als die bloße Sage, das Gerücht, was nicht verbürgt und daher unglaubwürdig ist. So wird »die Sage« hier nicht gedacht, auch nicht in dem wesentlichen Sinne, den die Rede von der »Götter- und Heldensage« meint. Aber vielleicht »die ehrwürdige Sage des blauen Quells« (G. Trakl)? Nach dem ältesten Gebrauch des Wortes verstehen wir die Sage vom Sagen als dem Zeigen her und gebrauchen zur Benennung der Sage, insofern in ihr das Sprachwesen beruht, ein altes, gutbezeugtes, aber ausgestorbenes Wort: die Zeige. Das prono254 men demonstrativum wird übersetzt durch »Zeigewörtlin«. Jean Paul nennt die Erscheinungen der Natur »den geistigen Zeigefinger«.
Das Wesende der Sprache ist die Sage als die Zeige. Deren Zeigen gründet nicht in irgendwelchen Zeichen, sondern alle Zeichen entstammen einem Zeigen, in dessen Bereich und für dessen Absichten sie Zeichen sein können.
Im Blick auf das Gefüge der Sage dürfen wir jedoch das Zeigen weder ausschließlich noch maßgebend dem menschlichen Tun zuschreiben. Das Sichzeigen kennzeichnet als Erscheinen das An- und Abwesen des Anwesenden jeglicher Art und Stufe.