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Der Weg zur Sprache

auszeichnet. Durch die Erfahrung des Sprachwesens als der Sage, deren Zeigen im Ereignis beruht, gelangt das Eigentümliche in die Nähe des Eignens und Ereignens. Das Eigentümliche empfängt von da seine urkundliche Bestimmung, der nachzudenken hier nicht der Ort ist.

Das aus dem Ereignis her bestimmte Eigentümliche der Sprache läßt sich noch weniger wissen als das Besondere der Sprache, wenn wissen heißt: etwas im Ganzen seines Wesens, dieses umblickend, gesehen haben. Das Sprachwesen vermögen wir nicht zu umblicken, weil wir, die wir nur sagen können, indem wir die Sage nachsagen, selbst in die Sage gehören. Der monologische Charakter des Sprachwesens hat sein Gefüge in dem Aufriß der Sage, der sich mit dem von Novalis gedachten »Monolog« nicht deckt, nicht decken kann, weil Novalis die Sprache im Gesichtsfeld des absoluten Idealismus aus der Subjektivität dialektisch vorstellt.

Aber die Sprache ist Monolog. Dies sagt jetzt ein Zwiefaches: Die Sprache allein ist es, die eigentlich spricht. Und sie spricht einsam. Doch einsam kann nur sein, wer nicht allein ist; nicht allein, d. h. nicht abgesondert, vereinzelt, ohne jeden Bezug. Im Einsamen west dagegen gerade der Fehl des Gemeinsamen als der bindendste Bezug zu diesem. »Sam« ist das gotische sama, das griechische ἅμα. Einsam besagt: das Selbe im Einigenden {266} des Zueinandergehörenden. Die zeigende Sage be-wëgt die Sprache zum Sprechen des Menschen. Die Sage braucht das Verlauten im Wort. Der Mensch aber vermag nur zu sprechen, insofern er, der Sage gehörend, auf sie hört, um nachsagend ein Wort sagen zu können. Jenes Brauchen und dieses Nachsagen beruhen in jenem Fehlen, das weder ein bloßer Mangel noch überhaupt etwas Negatives ist.

Weil wir Menschen, um die zu sein, die wir sind, in das Sprachwesen eingelassen bleiben und daher niemals aus ihm heraustreten können, um es noch von anderswoher zu umblicken, erblicken wir das Sprachwesen stets nur insoweit, als wir von ihm selbst angeblickt, in es vereignet sind. Daß wir