Ich lese: feliciter lucet in eo ipso; das in ihm selbst gehört zu scheint, nicht zu selig; das selig ist erst die Wesensfolge des ›in ihm selbst Scheinens‹. Die Artikulation und der ›Rhythmus‹ des letzten Verses haben ihr Gewicht im ist. ›Was aber schön ist, (ein Kunstgebild echter Art ist), selig scheint es in ihm selbst! Das ›Schön-Sein‹ ist das reine ›Scheinen‹.
Lesen Sie dazu Hegels ›Vorlesungen über die Ästhetik‹ 1835 nach, die Einleitung und das erste Kapitel des ersten Teils. Da heißt es (Erstausgabe der Werke Bd. X, 1. 144): ›Das Schöne bestimmt sich dadurch als das sinnliche Scheinen der Idee‹. ›Der schöne Gegenstand... läßt in seiner Existenz seinen eigenen Begriff erscheinen als realisiert und zeigt an ihm selbst die subjektive Einheit und Lebendigkeit.‹ ebd. 148.
Das ihm ist nicht nur schwäbische Mundart, sondern umgekehrt, diese Mundart ist geeignet und wird gebraucht, um einen wesentlichen Unterschied auszusagen: ›in ihm selbst‹ nennt zwar etwas an ihm selbst, aber solches, was kein Selbstbewußtsein für sich hat, was in Hegels Sprache kein ›Begriff‹, d. h. kein ›reines Scheinen in sich selbst‹ (141) ist, sondern ein ›Scheinen‹ ohne Selbstbewußtsein, ohne ein ›sich‹, also nicht ›in sich‹, wohl dagegen in ihm selbst. Aber dieses ›Scheinen‹ ist niemals ein ›bioßer Schein‹ (im Sinne von ›es scheint, als ob...‹). Darum sagt Hegel (199 unten): ›Die Wahrheit der Kunst darf also keine bloße Richtigkeit sein, worauf sich die sogenannte Nachahmung der Natur beschränkt, sondern das Äußere muß mit einem Innern zusammenstimmen, das in sich selbst zusammenstimmt und eben dadurch sich als sich selbst im Äußern offenbaren kann‹ (dieses von mir unterstrichen).
Dieses Sichoffenbaren ist das leuchtende Sichzeigen, ist das ›Scheinen‹. In ihm bringt das Wahre seine Selbständigkeit zum Vor-Schein. So sagt denn Hegel: ›Wir können in dieser Hinsicht die heitere Ruhe und Seligkeit, dieses Sichselbstgenügen in der eigenen Beschlossenheit und Befriedigung als den Grundzug des Ideals (d. h. des Kunstwerks) an die Spitze stellen. Die ideale
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