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Erster Teil
        der Fundamentalontologie des Daseins aufgebaut werden kann. 
        Somit wäre das Verhältnis der Fundamentalontologie zu der nicht 
        mehr zur Veröffentlichung gelangten Erhellung des Sinnes von 
        Sein analog etwa dem Verhältnis, das zwischen Fundamentaltheologie 
        und theologischer Systematik besteht.
        Dem ist aber nicht so, wiewohl nicht zu leugnen ist, daß dies in 
        »Sein und Zeit« selbst noch nicht klar zur Sprache kommt. »Sein 
        und Zeit« ist vielmehr dahin unterwegs, auf dem Wege über die 
        Zeitlichkeit des Daseins in der Interpretation des Seins als 
        Temporalität einen Zeitbegriff, jenes Eigene der »Zeit« zu finden, von 
        woher sich »Sein« als Anwesen er-gibt. Damit ist aber gesagt, daß 
        das in der Fundamentalontologie gemeinte Fundamentale kein 
        Aufbauen darauf verträgt. Stattdessen sollte, nachdem der Sinn 
        von Sein erhellt worden wäre, die ganze Analytik des Daseins 
        ursprünglicher und in ganz anderer Weise wiederholt werden.
        Weil also das Fundament der Fundamentalontologie kein 
        Fundament ist, auf dem aufgebaut werden könnte, kein fundamentum 
        inconcussum, vielmehr ein fundamentum concussum ist, 
        weil also die Wiederaufnahme der Daseinsanalytik schon mit zum 
        Ansatz von »Sein und Zeit« gehört, das Wort >Fundament< aber 
        der Vorläufigkeit der Analytik widerspricht, deshalb wurde der 
        Titel >Fundamentalontologie< fallen gelassen.
        Am Ende der ersten Sitzung wurden einige Textstellen besprochen, 
        deren Verständnis nicht leicht ist und unentbehrlich für das 
        Verstehen des Vortrags.
        Am Ende der Einleitung zum Vortrag (vgl. S. 5 f.) bietet der 
        Absatz »Es gilt ... hinreichend zu bestimmen« einige Schwierigkeiten.
        Zunächst liegt in dem Satz »Der Versuch, Sein ohne das Seiende 
        zu denken, wird notwendig, weil anders sonst, wie mir scheint, 
        keine Möglichkeit mehr besteht, das Sein dessen, was heute rund 
        um den Erball ist, eigens in den Blick zu bringen« ein massiver 
        Widerspruch. Die Notwendigkeit und die Möglichkeit dieses 
        Widerspruchs wurden nicht weiter erhellt; es wurde lediglich 
        darauf hingewiesen, daß er mit der Zweideutigkeit des Ge-stells

Martin Heidegger (GA 14) Zur Sache des Denkens