HEIDEGGER: Ich habe mich an dem Ausdruck „Erlebniseinheit“ gestoßen. Wenn von einem der Teilnehmer gesagt wurde, daß bei Homer eine bestimmte Zeitvorstellung vorliegt und daß diese Bestimmtheit im Erleben der langen Weile beim Warten beruht, dann ist das richtig, nur daß ich mich wieder an der Formulierung stoße. Denn die Griechen erleben nicht. Wir brechen die an das Referat sich anschließende Diskussion ab, weil wir sonst zu viel Zeit verlieren. Was aber bedeutet es, wenn wir sagen, wir verlieren Zeit? Unter welcher Voraussetzung können wir überhaupt Zeit verlieren?
TEILNEHMER: Nur wenn uns die Zeit begrenzt ist, können wir Zeit verlieren.
HEIDEGGER: Das Begrenztsein ist nicht das Entscheidende, sondern um etwas zu verlieren, muß man es haben. Ich kann nur Zeit verlieren, wenn ich Zeit habe. Sage ich: ich habe keine Zeit, wie ist dann die Zeit charakterisiert?
TEILNEHMER: Ich setze dabei voraus, daß mir die Zeit zur Verfügung steht.
HEIDEGGER: Das heißt in bezug auf die Zeit, daß sie charakterisiert ist als Zeit für ...
TEILNEHMER: Als Zeit für dieses ist sie die Unzeit für ein anderes. Es ist an der Zeit, dieses und nicht jenes zu erledigen.
HEIDEGGER: Die Zeit als Unzeit ist die privative Charakterisierung der Zeit. Der eine Charakter der Zeit, den wir abgehoben haben, ist die Zeit als Zeit für .... Ein anderer Charakter der Zeit, auf den ich hinweisen möchte, zeigt sich, wenn ich auf die Uhr sehe und sage: es ist 17 Uhr 45. Nun aber frage ich: wo ist die Zeit?
TEILNEHMER: Damit zeigt sich die Zeit als Uhrzeit bzw. als gemessene Zeit.