und ihr noch eine alte Liebe bewahrt habe und einiges davon verstehe. Wenn ich noch eine Theologie schreiben würde, wozu es mich manchmal reizt, dann dürfte in ihr das Wort »Sein« nicht vorkommen.
Der Glaube hat das Denken des Seins nicht nötig. Wenn er das braucht, ist er schon nicht mehr Glaube. Das hat Luther verstanden. Sogar in seiner eigenen Kirche scheint man das zu vergessen. Ich denke über das Sein im Hinblick auf seine Eignung, das Wesen Gottes theologisch zu denken, sehr bescheiden. Mit dem Sein ist hier nichts auszurichten. Ich glaube, daß das Sein niemals als Grund und Wesen von Gott gedacht werden kann, daß aber gleichwohl die Erfahrung Gottes und seiner Offenbarkeit (sofern sie dem Menschen begegnet) in der Dimension des Seins sich ereignet, was niemals besagt, das Sein könne als mögliches Prädikat für Gott gelten. Hier braucht es ganz neue Unterscheidungen und Abgrenzungen.
VIERTE FRAGE: Was denken Sie über die Logistik?
HEIDEGGER: Logistik hat mit Philosophie nichts zu tun. Sie ist reine Rechnung, ein höheres Stockwerk der Mathematik, ist Mathematisierung alles Vorstellens, die für alles Mögliche anwendbar ist. Sie ist allgemein gültig und meint deshalb, wahr zu sein. Sie spielt eine große Rolle in der mathematischen Arbeit. Es hängt mit der Europäisierung zusammen, daß man die Logistik für die Philosophie hält, daß man meint, mit Formeln das Geringste über das Wesen einer Sache sagen zu können. Die Logistik ist so ausgebildet, daß sie in der mathematischen Forschung (Rechen-und Denkmaschinen) eine unheimliche Rolle spielt, d. h., daß hier, was mit Descartes begann, sich in einer unheimlichen Weise entfaltet, daß heute eben China wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten, europäisch existiert, genau wie Japan das ist die Europäisierung, d. h. daß das Wesen des neuzeitlichen Denkens, nicht nur durch die Maschinen, sondern durch