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Descartes und Husserl

fundamentum ist Thema einer Wissenschaft. Nicht ist vom fundamentum weggesehen auf anderes, sondern das fundamentum ist absolutes Thema.


d) Descartes' res cogitans als ens creatum und Husserls reines Bewußtsein als ens regionale


Ad 4. Dieser Unterschied wird noch deutlicher bei dem vierten Moment, bei der Nachfrage nach dem Seinscharakter der res cogitans und des Bewußtseins. Die res cogitans ist bestimmt als esse creatum. Im esse creatum ist das esse verum mitgegeben, und dieses verfällt bei Descartes einem Umschlag zum esse certum. Das Sein der res cogitans gründet letztlich im Sein vom Charakter des esse creatum. Das Bewußtsein als absolutes Bewußtsein ist bestimmt durch den Seinscharakter, mögliche Region für eine Wissenschaft oder ein ens regionale zu sein. Die Scheidung zwischen Bewußtsein und Seiendem, das sich im Bewußtsein bekundet, ist nach Husserl die Urscheidung aller Kategorienlehre. Das Sein als Bewußtsein ist das, worin alles transzendente Sein in irgendeinem Sinne da ist. Es handelt sich darum, daß Bewußtsein, genommen im Sinne der Fundamentalstruktur der Intentionalität, ein möglicher Seinsbereich ist, in dem jedes transzendente Sein als solches sich bekundet und auffindbar wird. Diese Unterscheidung legt Husserl für alle weitere Seinsbetrachtung zu Grunde. Dabei ist Sein als Bewußtsein von vornherein als dasjenige Sein angesetzt, das ein Sachgebiet für die Fundamentalwissenschaft hergibt, die allen anderen Wissenschaften zugrundeliegt und sie in eigentümlicher Weise »begründet«. Den Sinn des Seins im Sinne: möglicher Gegenstand einer Wissenschaft sein, werden wir uns nachher näher bringen dadurch, daß wir den Sinn dieser Seinsbestimmung und sein Motiv auf diejenige Sorge der Gewißheit zurückleiten, die zur Seinsbestimmungoder Nichtbestimmung der res cogitans geführt hat. Zuvor noch die Charakteristik des Unterschiedes beider Positionen hinsichtlich ihrer letzten Orientierung.