Gerade auf dem Wege einer Besinnung über das Sein des Seienden gewinnt Plato den rechten Boden, um den Sophisten in seinem Sein zu interpretieren. Demnach werden wir uns in einer ersten Orientierung bei Aristoteles nach dem umsehen, was er über das Seiende und das Sein sagt
§ 2. Orientierung über Platos »Sophistes« im Ausgang von Aristoteles
a) Das Thema: Das Sein des Seienden
Zunächst ist das Seiende ganz unbestimmt genommen, und zwar als das Seiende der Welt, in der das Dasein ist, und als das Seiende des Daseins selbst. Dieses Seiende ist zunächst nur in einem gewissen Umkreis erschlossen. Der Mensch lebt in seiner Umwelt, die nur in gewissen Grenzen aufgeschlossen ist. Aus dieser natürlichen Orientierung in seiner Welt erwächst ihm so etwas wie Wissenschaft, die eine Ausarbeitung der daseienden Welt und des eigenen Daseins in bestimmten Hinsichten ist. Was aber zunächst da ist, ist noch nicht erkannt im Sinne des Wissens, sondern das Bewußtsein hat darüber eine bestimmte Ansicht, δόξα, die die Welt so aufnimmt, wie sie zunächst so scheint und sich zeigt, δοκεϊ. So bilden sich im natürlichen Dasein zunächst bestimmte Ansichten, Meinungen über das Leben und seinen Sinn aus. Und der Sophist und der Rhetor bewegen sich in ihnen. Sofern sich aber aus diesem natürlichen Dasein heraus wissenschaftliche Forschung auf den Weg macht, muß sie gerade durch diese Meinungen, durch diese vorläufigen Bestimmungen, hindurchdringen und den Weg zu den Sachen suchen, so daß diese bestimmter werden, und sie muß von daher die Begriffe gewinnen. Dies ist für das alltägliche Dasein nicht selbstverständlich, und es ist schwer, daß es das Seiende in seinem Sein trifft, — gerade aber für ein Volk wie die Griechen, dessen tägliches Leben an der Sprache hing.