58
Übersicht aber die Weisen des ἀληθεύειν

ist in ihrem eigentlichen Sinn das, was sie sein kann, wenn sie die Sicht einer konkreten Handlung und Entscheidung ist. Aber auch die σοφία, die letztlich auf die letzten Prinzipien des Seienden geht, ist ein ἀληθεύειν, das nicht ausschließlich und eigentlich die ἀρχαί zum Thema hat. Vielmehr ist die ἀρχή Forschung, was sie ist, nur insofern, als sie die Prinzipien für das Seiende sucht, das unter den Prinzipien steht. τοῦ γὰρ σοφοῦ περὶ ἐνίων ἔχειν ἀπόδειξιν ἐστίν (Eth. Nic. VI,6; 1141a2 sq). Also ist auch die σοφία nicht das ἀληθεύειν, in dem die ἀρχή als ἀρχή Thema wird, εἰ δὴ οἷς ἀληθεύομεν καὶ μηδέποτε διαψευδόμεθα περὶ τὰ μὴ ἐνδεχόμενα ἢ καὶ ἐνδεχόμενα ἄλλως ἔχειν, ἐπιστήμη καὶ φρόνησις ἐστιν καὶ σοφία καὶ νοῦς, τούτων δὲ τῶν τριῶν μηδὲν ἐνδέχεται εἶναι (λέγω δὲ τρία φρόνησιν ἐπιστήμην σοφίαν), λείπεται νοῦν εἶναι τῶν ἀρχῶν (a3 sqq). »Wenn also die Weisen, durch die wir das Seiende wahrhaftig aufdecken und dabei nicht verstellen — d. h. uns nicht täuschen —, ἐπιστήμη, φρόνησις, σοφία und νοῦς sind, und wenn die drei erstgenannten, φρόνησις, ἐπιστήμη, σοφία, nicht eigentlich die ἀρχαί zum Thema haben, so bleibt nur, daß der νοῦς dasjenige ἀληθεύειν ist, das die ἀρχαί als ἀρχαί aufdeckt«. Es stellt sich heraus, daß die τέχνη hier ausgelassen ist. Jedoch sind hier die Weisen des ἀληθεύειν gemeint, in denen wir sichergestellt sind und uns nicht täuschen, während in der τέχνη fehlgegangen wird; für sie ist das άμαρτάνειν konstitutiv. — Wie sieht der νοῦς aus?


b) Der νοῦς als ἀληθεύειν der ἀρχαί. (Eth. Nic. VI, 7)
Die σοφία als νοῦς καὶ ἐπιστήμη


Aristoteles sagt hier nichts Genaueres über den νοῦς. Wir werden noch einiges über den νοῦς erfahren. Im ganzen genommen ist uns von Aristoteles wenig über den νοῦς überliefert: er ist das Phänomen, das ihm die meisten Schwierigkeiten geboten hat. Aristoteles hat dieses Phänomen vielleicht so weit aufgeklärt, wie das innerhalb der griechischen Seinsauslegung

GA 19