Es geht darum, die Dafürnahmen, welche wir — κοινωνία — haben, auf- und herauszugreifen, also das, was im natürlichen alltäglichen Dasein als σοφός ausgelegt ist, und diesen Vorbegriff der οοφία ausdrücklicher und so die natürliche Daseinsauslegung durchsichtiger zu machen. Aristoteles zählt vier Momente auf, mit denen die natürliche Daseinsauslegung zunächst das kennzeichnet, was sie unter dem σοφός verstanden haben will:
1. πρῶτον μὲν ἐπίστασθαι πάντα τὸν σοφὸν ὡς ἐνδέχεται, μὴ καθ᾽ ἕκαστον ἔχοντα ἐπιστήμην αὐτῶν (982a8 sqq). Der Weise fällt zunächst auf als derjenige, »der πάντα, alles insgesamt weiß«, der in einem eigentümlichen Sinne alles versteht, »ohne doch ein Wissen zu haben, das sich καθ᾽ ἕκαστον, jedes Einzelne gesondert, ansieht«, ohne in allem besondere Sachkenntnisse zu haben. Und trotzdem, wenn man mit ihm darüber spricht, versteht er alles und versteht es eigentlich. Hier fällt auf, daß πάντα in der natürlichen Rede das Ganze im Sinne des Gesamt, der Summe, meint. Der σοφός versteht τὰ πάντα, das Gesamt, die Summe, ohne doch καθ᾽ ἕκαστον, je von dem Jeweiligen her die Kenntnis gewonnen zu haben. Er versteht die Summe, ohne jede Einheit durchlaufen zu haben. So wird das Wissen der πάντα, bei offenbarem Fehlen der Kenntnis des Einzelnen, rätselhaft.
2. τὸν τὰ χαλεπὰ γνῶναι δυνάμενον καὶ μὴ ῥᾴδια ἀνθρώπῳ γιγνώσκειν, τοῦτον σοφόν (a1O sqq). Der σοφός ist derjenige, der die Möglichkeit hat, solches aufzudecken, was schwer aufzudecken ist, d.h. solches, was für den Menschen in seinem nächsten Dasein, für die πολλοί, nicht leicht aufzudecken ist. Was der σοφός aufdecken kann, ist also nicht nur verdeckt, sondern schwierig aufzudecken, und dies, weil es dem nächsten alltäglichen Dasein sich nicht ohne weiteres, in der Gewohnheit, bequemerweise, erschließt.